Zuhören lernen: Tipps zu Verbesserung der Zuhörfähigkeit von Schülern
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„Können Sie noch mal sagen, was wir machen müssen?“
Diese und ähnliche Fragen kommen Ihnen sicher bekannt vor. Auch, dass Schüler sie nicht selten stellen, wenn Sie schon zweimal – oder häufiger – gesagt haben, was zu tun ist.
Warum fällt es vielen Schülern so schwer, zuzuhören? Und was können Sie tun, um sie beim Zuhören lernen zu unterstützen? Einige Antworten auf diese Fragen finden Sie in diesem Beitrag.
Das erfahren Sie in diesem Beitrag
Warum ist Zuhören lernen so wichtig?
Nur wer zuhören kann, kann auch verstehen und lernen. Zuhören ist damit eine grundlegende Fähigkeit, die Kinder in der Schule, aber natürlich nicht nur dort, benötigen.
Viele Kinder beherrschen diese Fähigkeit, wenn sie in die Schule kommen, aber noch nicht ausreichend. Es ist deshalb wichtig, auch das Zuhören, genauso wie Schreiben, Lesen und Rechnen, mit den Schülern zu trainieren.
Tipps für gute „Zuhör-Voraussetzungen“
Sie kennen es wahrscheinlich von sich selbst: Man kann nicht in jeder Situation gleich gut zuhören. Die Umgebung, der Redner und auch die eigene Stimmung beeinflussen unsere Zuhör-Fähigkeiten.
Diese Faktoren können Ihren Schülern das Zuhören erleichtern:
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Möglichst ruhige Umgebung:
In Klassenzimmern ist es selten wirklich still. Bei 20 bis 30 Schülern im Raum ist das auch schwer möglich. Dazu kommt, dass die Raumakustik an vielen Schulen mangelhaft ist. Umso wichtiger ist es, so viele Störgeräusche wie möglich zu vermeiden. -
Angenehmes Lernklima:
Zu einem angenehmen Lernklima tragen die verschiedensten Faktoren bei: Eine gute Stimmung in der Klasse, das Lehrer-Schüler-Verhältnis, aber auch ein gut gelüftetes Klassenzimmer, das so gestaltet ist, dass sich die Kinder wohlfühlen. -
Eine gute Sprechstimme:
Inzwischen absolvieren immer mehr Lehramtsanwärterinnen und -anwärter ein Stimmtraining. Zu wissen, wie man die eigene Stimme fit hält, ist unglaublich wichtig. Sie ist Ihr wichtigstes Werkzeug! Sind Sie leicht heiser oder können Ihr Stimmvolumen nicht voll einsetzen, fällt es Ihren Schülern schwerer, Ihnen zu folgen. Hier finden Sie Tipps, wie Sie Stimmprobleme vermeiden. -
Klar und verständlich formulieren:
Versuchen Sie, Arbeitsanweisungen möglichst auf den Punkt und leicht verständlich zu formulieren. Um sicherzugehen, dass Ihre Schüler verstanden haben, was von ihnen erwartet wird, können Sie die Schüler bitten, das Gesagte in eigenen Worten zu wiederholen. -
Nicht zu viele Anweisungen auf einmal geben:
Mehr als ein oder zwei Anweisungen oder Fragen können sich Schüler meist nicht merken. Sind mehrere Schritte notwendig, am besten einen Tafelanschrieb als Erinnerungsstütze nutzen. -
Sichtkontakt der Zuhörer zum Sprecher:
Zuhören fällt uns leichter, wenn wir den Sprecher ansehen. Wenden Sie sich deshalb den Schülern zu und versuchen Sie, nicht gleichzeitig einen Tafelanschrieb anzufertigen oder Ihre Aufmerksamkeit selbst woanders zu haben. -
Angemessene Länge der Zuhörphasen:
Kinder – und nicht nur die – können nicht unbegrenzt lange zuhören. Zuhören erfordert Konzentration. Andere Geräusche müssen ausgeblendet werden. Das ist für die Schüler anstrengend. Zuhörpausen, die sehr gut in Form von Bewegungspausen umgesetzt werden können, sind deshalb wichtig.
Wenn Kinder nicht gut (zu-)hören können, kann das auch gesundheitliche Gründe habe. Kinder können schwerhörig sein oder an einer auditiven Wahrnehmungsstörung leiden. Während ersteres meist spätestens bei der Schuleingangsuntersuchung festgestellt wird, sind auditive Wahrnehmungsstörungen oft schwerer zu erkennen. Wenn Sie vermuten, dass ein Schüler hier Probleme hat, sind Gespräche mit den Eltern und eine Diagnose durch einen Experten erste Massnahmen.
Wie kann Zuhören gefördert werden?
Zuhören kann trainiert werden. Wie Lesen und Schreiben sind deshalb auch Sprechen und Zuhören in den Lehr- und Bildungsplänen verankert.
1. Zuhör-Signal einführen:
Besonders für jüngere Schüler ist es hilfreich, wenn sie sich auf die Zuhörphasen vorbereiten und eine Zuhörbereitschaft aufbauen können.
Um das zu erreichen, können Sie kleine Zuhör-Rituale in Ihrer Klasse etablieren:
Ein akustisches Signal kann den Schülern verdeutlichen, dass nun eine Zuhörphase beginnt. Sie können dazu z. B. eine Glocke oder eine Klangschale nutzen. Erklären Sie Ihren Schülern, dass sie immer, wenn dieses Signal erklingt, besonders leise sein und die Ohren spitzen sollen, weil nun eine Zuhörzeit beginnt.
Während dieser Zeit sollen die Kinder nichts Anderes machen als zuhören (keine Materialien suchen, schreiben …). Geben Sie den Kindern kurz Zeit, sich auf die neue Unterrichtsphase einzustellen und fangen Sie erst an zu reden, wenn Sie die Aufmerksamkeit der Schüler haben. Am Ende der Zuhörzeit verwenden Sie wieder das Signal.
2. Über das „Zuhören“ reden:
Um die Schüler für das Thema „Zuhören“ zu sensibilisieren, können Sie mit Ihren Schülern darüber sprechen. Lassen Sie die Schüler überlegen, was ihnen beim Zuhören hilft und was eher stört. Danach tragen Sie die Ergebnisse zusammen und überlegen, ob einige der Punkte vielleicht auch in der Klasse umgesetzt werden können.
3. Zuhörspiele:
Auch Zuhörspiele und -übungen helfen den Kindern, sich bewusst zu werden, was ihnen beim Zuhören hilft. Zudem können sie ihre Zuhörfähigkeiten dabei trainieren.
Hier stellen wir Ihnen eine kleine Auswahl von Zuhörspielen für Grundschulkinder vor, die Sie im Unterricht leicht integrieren können:
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Geräuschespaziergang:
Die Schüler finden sich zu Paaren zusammen. Der Geräuschespaziergang kann im Schulhaus oder, noch besser, im Freien stattfinden. Ein Schüler verdeckt sich die Augen mit einer Augenbinde. Der andere führt ihn.
Während des Geräuschespaziergangs soll möglichst wenig gesprochen werden. Der Schüler mit den verbundenen Augen konzentriert sich darauf, welche Geräusche er hört und notiert sie danach. Nach ein paar Minuten tauschen die Schüler ihre Rollen.
Zurück im Klassenzimmer dürfen sich die Schüler über ihre Hörerlebnisse austauschen und stellen vermutlich fest, dass sie viel mehr und besser hören, wenn sie sich nur auf das Hören konzentrieren. -
Stille Post:
Ein Klassiker unter den Zuhörspielen ist „Stille Post“. Die Schüler finden sich im Stuhlkreis zusammen. Ein Schüler überlegt sich ein Wort oder einen Satz, den er seinem Nebensitzer ins Ohr flüstert. Dieser flüstert es wieder weiter, bis das Gesagte einmal im Kreis herumgeflüstert wurde.
Der Nebensitzer des ersten Schülers darf nun laut sagen, was er verstanden hat und der Startspieler sagt, was er eigentlich gesagt hat. -
Ich packe meinen Koffer:
Das „Kofferpacken“ ist ein weiterer Klassiker :)
Auch hierbei sitzen die Schüler am besten im Kreis: Ein Schüler beginnt mit dem Satz „Ich packe meinen Koffer und nehme … mit“. Nun geht es reihum und der nächste Schüler nennt den zuvor genannten und einen weiteren Gegenstand.
Die Kinder müssen aufmerksam zuhören, um alle Gegenstände zu hören und sie sich zu merken. Je voller der Koffer wird, umso schwerer wird es. Das Spiel endet, wenn ein Kind einen Fehler macht oder nicht mehr weiterweiss. Nun darf dieses Kind einen neuen Koffer packen. -
Geräusche raten:
Zum Geräuscheraten benötigen Sie eine Aufnahme verschiedener Geräusche. Diese können Sie selbst anfertigen oder Sie greifen auf CDs mit Geräuschen zurück.
Die Schüler versuchen nun herauszuhören, um welches Geräusch es sich handelt und notieren sich ihre Vermutung. Am Ende dürfen einige ihre Aufschriebe vorlesen und danach wird das Geräuscherätsel aufgelöst.
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Rhythmen nachklatschen:
Geben Sie erst ganz einfache, dann langsam schwerere Rhythmen durch Klatschen vor. Die Schüler versuchen, den Rhythmus nachzuklatschen. -
Geschichten lauschen:
Lesen Sie eine kurze Geschichte vor. Die Schüler sollen in dieser Zeit nur zuhören. Danach stellen Sie Fragen zum Inhalt der Geschichte. Lesen Sie die Geschichte ein zweites Mal vor. Nur dieses Mal verändern Sie einige Inhalte. Die Schüler sollen Versuchen, die Fehler zu finden.
Alternativ können Sie den Kindern auch eine Aufgabe beim Zuhören geben, z. B. zu zählen, wie oft ein oder zwei bestimmte Worte vorkommen. Nun stellen Sie wieder Fragen. Die Kinder werden feststellen, dass sie sich nun nicht mehr so gut auf den Inhalt der Geschichte konzentrieren konnten und es beim Zuhören wichtig ist, nichts nebenbei zu machen. -
Malen zu Musik:
Diese Übung verbindet Zuhören und Entspannung. Wählen Sie ein ruhigeres instrumentales Musikstück. Die Kinder haben Malstifte und ein Blatt Papier parat. Sie dürfen auf dem Platz oder frei im Klassenzimmer sitzen oder liegen und die Stimmungen, die sie beim Hören der Musik fühlen, in Form von bunten Bahnen, Schwüngen und Kurven zu Papier bringen. -
Fantasiereise:
Auch Fantasiereisen eignen sich zum Zuhören und Entspannen. In unserem Beitrag „Entspannungsübungen in der Schule: Die Fantasiereise“ erfahren Sie mehr über diese Methode, Ihren Schülern eine kleine Pause vom stressigen Schulalltag geben zu können.
Literaturtipps:
- Binder, Sigrid/Hagen, Mechthild/Kahlert, Joachim (Hrsg.), GanzOhrSein. Ein fächerübergreifendes Grundschulprojekt, Westermann, 2007.
- Willmeroth, Sabine, Verstehendes Zuhören mit Grundschulkindern trainieren. Hörtexte und Arbeitsblätter zum Textverständnis, Verlag an der Ruhr, 2015.
- Reichel, Sabine, Hörverstehen fördern im Deutschunterricht 3/4: Mit System zur Hörkompetenz. Zuhören trainieren, Geräusche erkennen, Hörtexte erfassen und gestalten, Auer Verlag, 2019
- Stiftung Zuhören
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