Werteerziehung in der Primarschule
Die erste und wichtigste Instanz in der Wertevermittlung sollte die Familie sein. Mit dem Schuleintritt der Kinder trägt aber auch die Schule durch ihren Bildungs- und Erziehungsauftrag eine Mitverantwortung. Die Werteerziehung ist ein wichtiger Teil dieser Erziehungsarbeit.
Was sind Werte?
Der Begriff „Werte“ ist nicht nur für Kinder abstrakt. Es handelt sich dabei um von der Gesellschaft als wünschenswert angesehene Verhaltensweisen, die wichtig für unser Zusammenleben sind. Welche Werte dem Einzelnen besonders wichtig sind, kann sich von Mensch zu Mensch unterscheiden.
Welche Werte können in der Schule vermittelt werden?
Häufig fokussieren sich Schulen auf einige der folgenden Werte:
- Hilfsbereitschaft
- Toleranz
- Respekt
- Verlässlichkeit
- Höflichkeit
- nachhaltiges Handeln
- Ordnungssinn
- Gerechtigkeit
- Loyalität
- Pünktlichkeit
- Rücksichtnahme
- eigenverantwortliches Handeln
Wie lernen Schülerinnen und Schüler Werte?
1. Holen Sie die Eltern mit ins Boot:
Die durch den Verband Bildung und Erziehung e.V. (VBE) geförderte und 2018 veröffentlichte Studie „Wertorientierungen und Werteerziehung von Lehrerinnen und Lehrern in Deutschland“ ergab, dass sich Eltern und Lehrkräfte grundsätzlich darüber einig sind, dass eine Wertevermittlung wichtig und zeitgemäss ist. Trotzdem ist eine Abstimmung, wie und welche Werte im Fokus stehen sollen, wichtig.
Sie können das Thema beispielsweise auf einem Elternabend ansprechen und vorschlagen, Werte, die Ihnen und den Eltern wichtig sind, zu sammeln. Im Anschluss erstellen Sie eine Liste, aus denen die Erziehungsberechtigten z. B. drei Werte auswählen, die ihnen besonders wichtig sind.
2. Beteiligen Sie auch die Schülerinnen und Schüler:
Nach einer Einführung in das Thema, erhalten auch die Kinder die Liste und wählen ebenfalls drei Werte aus. Die Werte, die nach der Umfrage von der Mehrheit als wichtig angesehen werden, können Sie als Kernwerte auswählen und sich bei der Vermittlung auf sie konzentrieren.
3. Vorbildfunktion:
Indirekt geschieht die Vermittlung von Werten über die Vorbildfunktion. Kinder orientieren sich an dem Verhalten von Personen, zu denen sie aufschauen, wie den Eltern oder auch ihren Lehrerinnen und Lehrern. Es ist deshalb wichtig, sich dieser Vorbildfunktion bewusst zu sein und die Werte, die vermittelt werden sollen, auch praktisch vorzuleben.
4. Wertevermittlung im Unterricht
Sie können Werte auch direkt im Unterricht vermitteln. Diese Methoden bieten sich dafür beispielsweise an:
- Sprechen über Werte, z. B. im Gesprächskreis (Morgenkreis, Klassenrat)
- Rollenspiele
- Konfliktlösungsstrategien (Streitschlichterprogramme, Friedenstreppe, Buddy Stop)
- Projektarbeit zur intensiveren Beschäftigung mit bestimmten Werten
- kooperatives Lernen
- Geschichten zur Wertevermittlung
- wertschätzender Umgang im Unterricht
Tipp: Warme Dusche
Um das soziale Miteinander in der Klasse zu stärken und den Kindern einen wertschätzenden Umgang miteinander näherzubringen, eignet sich die „warme Dusche“. Als Ritual können Sie mit der Klasse die „warme Dusche“ zum Beispiel als Teil des Morgenkreises oder Klassenrats einführen.
Ein Kind setzt sich dafür in die Mitte des Stuhlkreises. Nacheinander machen die anderen Schülerinnen und Schüler diesem Kind je ein Kompliment. Das nächste Mal ist dann ein anderer Schüler/eine andere Schülerin an der Reihe.
Hier haben wir für Sie eine Vorlage für eine „warme Dusche“ zum Aufhängen im Klassenzimmer erstellt. So können die Kinder immer einen Blick darauf werfen und sehen, wie sie ihre Komplimente formulieren können. Auf dem freien Tropfen können Sie noch einen Satzanfang eintragen, falls wir etwas vergessen haben :)
Mögliche Probleme bei der Wertevermittlung
- Für Grundschulkinder kann es irritierend sein, wenn sich Erwachsene nicht an den Werten orientieren bzw. nicht danach handeln. Hier hilft es, wenn Sie dieses Thema bei den Kindern ansprechen und gemeinsam überlegen, warum sich Erwachsene manchmal anders verhalten.
- Da Werteerziehung nicht in allen Bundesländern in den Bildungs- und Lehrplänen verankert ist, fehlt häufig die Zeit, das Thema in den Unterricht einzubinden. Ist es aber einmal eingeführt, kann und sollte es fächerübergreifend an passenden Stellen immer wieder thematisiert werden.
Was ist die Aufgabe der Schule: Vorgabe von Werten oder Anregung zur Reflexion über Werte?
Es existieren verschiedene Modelle der Werteerziehung. Für den schulischen Bereich werden v. a. das technologische und das konstruktivistische Modell diskutiert.
- Das technologische Modell: Die Grundannahme ist, dass Werte lehrbar und erlernbar sind. Sie können den Kindern somit in der Schule aktiv durch Instruktion, Übung, Vorbildfunktion und Verstärkung vermittelt und eingeübt werden.
- Das konstruktivistische Modell: Dagegen vertreten Anhänger des konstruktivistischen Modells die Ansicht, dass Werte in der Schule nicht vorgegeben, sondern lediglich zur Reflexion von und Auseinandersetzung mit vorhandenen Werten angeregt werden sollten. Diese Auseinandersetzung kann anhand von moralischen Dilemmasituationen geschehen.
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