Tipps für eine sprachlernförderliche Klassenraumgestaltung
In diesem Beitrag erfahren Sie, mit welchen Mitteln bzw. Gegenständen Sie Ihren Klassenraum gestalten und ausstatten können, um Ihren Sprachenlerner/innen zu einer hilfreichen Struktur und Orientierung im Schulalltag zu verhelfen.
Übrigens: Auch Methoden einer gelungenen Willkommenskultur tragen zu einer sprachlernförderlichen Gestaltung Ihres Lernraums bei.
1. Methoden einer gelungenen Willkommenskultur:
Dieser Aspekt wird häufig unterschätzt, ist jedoch von enormer Wichtigkeit. Für mich persönlich ist es ein sehr grosses Anliegen, all meinen DaZ-Schüler/innen und Neuankömmlingen das positive Gefühl zu vermitteln, dass sie in meinem Klassenraum von Herzen willkommen sind.
Aufgrund der vorliegenden Sprachbarrieren gestaltet sich dieses Anliegen jedoch als nicht ganz so einfach. Deswegen sind Sie als Lehrperson auf visuelle Mittel der Unterstützung angewiesen.
So könnte das beispielsweise in Ihrem Klassenzimmer umgesetzt werden:
- Die Klassenzimmertür: Durch eine einladend gestaltete Klassenzimmertür bereiten Sie Ihren Neuankömmlingen noch vor dem ersten Betreten ein Gefühl, willkommen zu sein. Kinder (und auch Jugendliche) verknüpfen „bunt“ mit „positiv“.
- Aufhängen eines gestalteten Willkommensplakates in verschiedenen Sprachen.
- Aufhängen von Flaggen-Girlanden oder Flaggen-Wimpeln mit möglichst vielen Flaggen der Heimatländer Ihrer Sprachenlerner/innen.
- Namensschilder aller Schüler/innen (schon laminiert und zugeschnitten) an der Tafel magnetisch befestigen - gemeinsam mit dem Kind bzw. dem Jugendlichen das Namensschild holen und ihn an den Platz seiner Wahl begleiten.
- Ein kleines Willkommens-Geschenk mit personalisiertem Willkommensgruss austeilen oder schon auf den Tischen vorbereitet haben.
- Vorab eine grosse Weltkarte bzw. einen Globus organisieren – Ihre Schüler/innen können dann direkt zeigen, woher sie kommen. Sie können für jeden Schüler und jede Schülerin eine Stecknadel in das entsprechende Heimatland stecken und mit dem Namen versehen.
2. Der flexible Kalender (mit oder ohne Wetterbericht):
Mit dem flexiblen Kalender verbinden Sie zwei wichtige Dinge miteinander – eine zeitliche Orientierung (z. B. welches Datum haben wir heute?) und ein tägliches Ritual, welches seinen festen Platz in Ihrem Schulalltag bekommen könnte, denn der Kalenderdienst präsentiert zu Beginn einer jeden Stunde das tagesaktuelle Datum.
Tipp 1: Es gibt flexible Kalender mit „integriertem“ Wetterbericht. Sie können dabei beliebig entscheiden, ob Sie neben dem Datum auch das Wetter in den Unterricht einbetten wollen oder nicht.
Tipp 2: Sollten Sie sich für das Thematisieren des Wetters entscheiden, so gibt es mehrere Möglichkeiten für Sie: Entweder Sie erweitern den Kalender erst um das Wetter, wenn Sie den dazugehörigen Wortschatz vorentlastet bzw. eingeführt haben, oder Sie übernehmen den Wetterbericht selbst so lange, bis sich der Wortschatz bei Ihren Sprachenlerner/innen durch das regelmässige Hören automatisch eingeschliffen hat. Erst, wenn dies der Fall ist, sollten Sie den Dienst an Ihre Schüler/innen abgeben.
3. Redemittel und vorgefertigte Alltagssätze:
Damit Ihre Sprachenlerner wichtige Anliegen des Schulalltags von Beginn an kommunizieren können, bietet es sich an, vorgefertigte Sätze (Chunks) im Klassenraum zu visualisieren. Das Lernen und die häufige Verwendung der Redemittel verhelfen Ihren Schüler/innen zum aktiven Einstieg in die Deutsche Sprache. Darüber hinaus geben diese kleinen merkbaren Einheiten Sicherheit. Ihre Lerner müssen also in einer Gesprächssituation nichts mühselig zusammensetzen (dazu fehlt vorerst auch der Wortschatz und die notwendige Grammatik), sondern können sich an die Redemittel halten. Verknüpfen Sie die Sätze mit Bildern oder Piktogrammen, das erleichtert zum einen die Einführung der Sätze (für Sie als Lehrkraft) und stellt zum anderen für Ihre Lerner eine Hilfe zum besseren Verständnis dar.
So könnte das beispielsweise aussehen:
Erstellt mit dem Worksheet Crafter – www.worksheetcrafter.com
Weitere mögliche Redemittel zur Visualisierung im Klassenzimmer:
- „Wie sagt man … auf Deutsch?“
- „Ich verstehe das nicht. Können Sie das bitte wiederholen?“
- „Ich brauche Hilfe.“
- „Ich habe eine Frage.“
- „Ich habe mein Heft vergessen.“
- „Entschuldigung, ich bin zu spät!“
4. Arbeitstechniken visualisieren:
Vor allem für den Anfangsunterricht bietet es sich an, Arbeitstechniken im Klassenraum zu visualisieren. Damit gemeint sind beispielsweise einkreisen, durchstreichen, unterstreichen, nummerieren, verbinden, anmalen oder nachspuren. Hängen Sie passend dazu kleine Merkhilfen in Form von Postern an die Wand und geben Sie die Techniken (mit Bildern) zusätzlich als Übersichtsblatt an Ihre Lerner/innen weiter. Dieses könnte eine der ersten Seiten im Merkheft füllen.
So könnten Sie das Ihren Sprachenlerner/innen beispielsweise anbieten:
5. Tagestransparenz:
Diese Form der Stundenstrukturierung kennen Sie vielleicht bereits schon. Gerade im Primarbereich findet die Tagestransparenz häufig ihren Platz. Ohne Weiteres können Sie diese Methode auch in Ihrem Spracherwerbsunterricht einsetzen. Die Schülerinnen und Schüler wollen erfahrungsgemäss zu Beginn des Tages einen groben Überblick über das Anstehende. Eine visualisierte Auflistung der Stunden an einer Seitentafel kann dafür dienlich sein (nicht selten auch für die Lehrkraft, die in dieser Klasse unterrichtet ;-)).
Tipp 1: Verknüpfen Sie diese Methode mit einem Dienst. Nachdem Sie ihn zu Beginn des Schuljahres regelmässig selbst übernommen haben, können Sie die Aufgabe einem Schüler bzw. einer Schülerin übertragen – er/sie präsentiert am Morgen den Tagesablauf. Sie kennen Ihre Gruppe am besten – wenn Sie den Eindruck haben, dass die SuS dieser Herausforderung sprachlich gewachsen sind, geben Sie den Dienst an sie ab.
Tipp 2: Der Ideenreise-Blog bietet eine Vielzahl an Fächerschildern für die Tagestransparenz. Die Betreiberin hat mehr als 100 Karten liebevoll und ansprechend gestaltet – dort finden Sie sicherlich auch welche für Ihre Fächer. Über diesen Link gelangen Sie auf eine kleine Auswahl auf dem Ideenreise-Blog (beim weiteren Durchklicken finden Sie alle anderen Schilder-Sets). Ein Besuch dieser Seite ist absolut empfehlenswert.
6. Artikelecken:
Planen Sie in Ihrem Klassenraum sogenannte „Artikelecken“ ein. Drucken Sie dazu gut lesbare Wortkarten mit den Artikeln (in ihren Artikelfarben: der = blau, die = rot, das = grün, sie im Plural = gelb) aus und hängen Sie jeweils einen Artikel in eine Ecke des Zimmers. Sie können ihren Einsatz bei spontanen Sprach- oder Bewegungsspielen finden.
Starten Sie zunächst mit den bestimmten Artikeln und sorgen Sie für Abwechslung, indem Sie zum Beispiel die unbestimmten Artikel aufhängen oder lediglich die Farben der Artikel.
7. Visualisierte Klassenregeln (Wort + Bild):
Gerade zu Beginn eines Schuljahres werden die im Klassenraum geltenden Regeln thematisiert. Für ein rasches Verständnis und eine erleichterte Erklärung (Ihrerseits) sorgen bebilderte Klassenregeln, die ständig sichtbar im Zimmer angebracht werden.
An dieser Stelle möchte ich gerne erneut auf den Ideenreise-Blog hinweisen. Die Betreiberin hat es geschafft, die Klassenregeln kurz und knapp zu formulieren und mit passenden Mini-Bildern zu versehen.
Wenn Sie auf diesen Link klicken, gelangen Sie direkt zu den bebilderten Klassenregeln.
8. Fächerbezogene Einteilung der Pinnwände:
Teilen Sie Ihre Pinnwände in die Fächer der Lerngruppe bzw. Klasse ein. Es könnte dann beispielsweise eine „Grammatik-Ecke“ geben, eine Pinnwand für den Wortspeicher des sprachsensiblen Sachunterrichts oder aber auch für die aktuellen Themen und den Wortschatz im Fach Mathematik. Ihre Schülerinnen und Schüler können sich besser orientieren, wenn Sie die Poster/Merkplakate/Wortkarten/Lernhilfen ordnen und nicht querbeet ohne Struktur an die Wand hängen.
9. Möglichkeiten der Freiarbeit anbieten:
Richten Sie in Ihrem Klassenraum einen Tisch/Rollcontainer oder ein Regal ein, auf dem Material zur Freiarbeit bereitliegt. Dabei können Klammerkarten, Suchsel mit dem aktuellen Wortschatz, Lesedominos, Bandolinos, Fehlerbilder, Klett-Mappen, Artikelhäuser, Wörter- oder Satzrollen, Klipp-Klapps, Memos oder knifflige und spassige Übungen angeboten werden. Der Vorteil einer vorbereiteten Freiarbeit-Umgebung ist der, dass Sie jederzeit spontan eine Phase der freien Arbeit in Ihren Unterricht einbetten können, wenn Sie bemerken sollten, dass Ihre Sprachenlerner/innen eine kleine „Auszeit“ vom anstrengenden Grammatik-Unterricht brauchen. Denkbar wäre auch eine fest eingeplante Stunde Freiarbeit pro Woche.
Tipp: Bieten Sie nicht immer das gesamte Angebot Ihres Material-Sammelsuriums an, sondern wechseln Sie durch. Andernfalls könnte bei Ihren Schülerinnen und Schülern schnell das Gefühl von Langeweile auftreten.
10. Interkultureller Kalender (mit allen Festtagen):
Das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge bietet einen kostenlosen interkulturellen Kalender zum Download oder Bestellen an. Dieser verdeutlicht die Vielfalt von Feier- und Gedenktagen unterschiedlichster Religionen und Kulturen, die in Deutschland gemeinsam leben. Neben den wichtigsten Feiertagen aus Christentum, Islam, Judentum, Hinduismus, Buddhismus, der Jesiden und Sikhs, enthält er auch gesetzliche Gedenktage verschiedener kultureller Traditionen.
Thematisieren Sie die wichtigsten Tage der Kulturen und Religionen Ihrer Schülerinnen und Schüler. Zum einen zeigt dies eine wertschätzende und offene Haltung ihnen gegenüber, und zum anderen bieten Sie Ihrer Gruppe Gesprächsanlässe, die zum interkulturellen Lernen beitragen können.
Wenn Sie diesen Link aufrufen, gelangen Sie direkt zum Angebot des BAMF.
11. Eine kleine Auswahl an Lernmitteln und Gegenständen, deren Anschaffung sich lohnt:
Zu guter Letzt möchte ich Ihnen noch eine kleine Auswahl an Gegenständen und Lernmitteln empfehlen, von denen Sie (und Ihre Sprachenlerner/innen) profitieren und die für „kleines Geld“ erschwinglich sind. Ich persönlich mache von fast allen dieser Gegenstände beinahe täglich in meinem DaZ-Unterricht Gebrauch, sodass sich die Anschaffung wirklich rentiert hat.
Manche Gegenstände nutze ich beispielsweise, um die letzten Minuten einer Unterrichtsstunde zu füllen oder auch als „Energizer“ für zwischendurch. (Ausführlichere Informationen über den Einsatz von Energizern im DaZ-Unterricht erfahren Sie in diesem Beitrag unseres Betzold-Blogs.
- Der Pocket-Cube: Dieser Schaumstoff-Würfel ist mit Kunststoff-Fenstern versehen. In diese können Sie Bild- oder Wortkarten, Personalpronomen, Artikel, Farben, Wochenend-Impulse hineinstecken und im Unterricht einsetzen. Dieser Link führt Sie direkt zum Pocket Cube.
- Magnetische Satzzeichen: Damit können Sie das Wissen hinsichtlich Grammatik, Satzzeichensetzung und Rechtschreibung der Kinder und Jugendlichen trainieren und festigen.
- Bildkarten für das freie Erzählen: Hierbei handelt es sich um einfach gehaltene Bildkarten unterschiedlichster Themenbereiche. Legen Sie ausgewählte Karten in einer sinnvollen Reihenfolge unter die Dokumentenkamera und motivieren Sie Ihre Sprachenlerner/innen, sich für die Karten-Reihe eine Geschichte auszudenken. Sie werden staunen, wie kreativ Ihre Sprachenlerner/innen sind – und vor allem wie unterschiedlich die Geschichten sind.
Hinweis: Dieses Material eignet sich nicht für Sprachanfänger/innen.
Tipp: Der Einsatz von Geschichtenwürfeln bietet eine gute Alternative für die Bildkarten. Sie finden die Würfel hier. - Das magnetische Buchstabenset: Dieses eignet sich für den Unterricht von Sprachanfängern oder für Ihren Alphabetisierungskurs.
Das Set bringt viele Vorteile mit sich:- Die Buchstaben sind mit Folienstiften beschreibbar
- Sie können die Kunststofftaschen (diese sind im Set enthalten) mit Dingen befüllen, die zum Buchstaben passen
- Da die Buchstaben magnetisch sind, können Sie sie auf vielfältige Art im Unterricht einsetzen (zum Beispiel: das Alphabet legen lassen, ein „chaotisches Alphabet“ von Ihren Sprachenlerner/innen korrigieren lassen, erste Wörter mit den Buchstaben legen usw.)
Hier gelangen Sie zum Set.
Abschliessend möchte ich anmerken, dass die aufgezählten Lernmittel nur eine kleine Auswahl darstellen. Grundlegend existiert eine Vielzahl an wunderbaren und lernförderlichen Mitteln, die Ihren DaZ-Unterricht bereichern können. Letztendlich kommt es immer darauf an, wie „empfänglich“ und offen Ihre Lerngruppe für solche Materialien ist und in welcher Form sie zu Ihrem Stil des Unterrichtens passen.
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