Sitzordnung in der Schule
Auf die Tafel ausgerichtete Tische in Reihen und jeder sitzt immer am selben Platz – als das Bilderbuch „Die Häschenschule“ 1924 veröffentlicht wurde, bildeten Schulbänke und –tische noch eine untrennbare, oft unverrückbar im Boden verschraubte, Einheit.
Heute geht es in Klassenzimmern längst nicht mehr so linear und statisch zu: Da werden Tische und Stühle zu grossen U- oder E-Figuren, vielen kleinen L-Formen, Gruppentischen oder gedrehte, gespiegelte oder leicht mutierte Varianten davon angeordnet.
Denn wenn es auch die verschiedensten Meinungen darüber gibt, welche Sitzordnung nun die Beste sei, sind sich die meisten doch einig, dass die Anordnung der Tische einen Einfluss auf die Lernatmosphäre hat.
Um Ihnen die Entscheidung für eine Sitzordnung zu erleichtern, haben wir die „Sicht zur Tafel“, „Platzbedarf“, „Ablenkungspotential“, „Flexibilität“ und die Möglichkeit des „Kooperativen Lernens“ der verschiedenen Sitzordnungen mit Noten zwischen 1 und 6 bewertet.
Tischreihen – old School
Weil die zu „Häschenschulzeiten“ gängigen Tischreihen als Symbol für „monomethodischen“ Frontalunterricht gelten, haben sie heutzutage mit Vorbehalten zu kämpfen.
Vorteile: Ob mit oder ohne Mittelgang, die Reihen nutzen den Platz in Klassenzimmern gut aus und – was ebenfalls nicht zu verachten ist – alle sehen ohne Verrenkungen an die Tafel. An dieser Stelle passiert ja oft mehr als nur der Tafelaufschrieb: Meist ist das auch der Platz für die Projektionsfläche, auf die Beamer oder Tageslichtprojektoren ihre Bilder werfen.
Ein Teil der Lehrerschaft ist auch davon überzeugt, dass sich diese Sitzordnung positiv auf ein konzentriertes Arbeiten auswirkt.
Um Paare oder Gruppen zu bilden, brauchen sich die Schülerinnen und Schüler in der vorderen Reihe nur zur nächsten Reihe umdrehen. Zugegeben, bei einer ungeraden Sitzreihenzahl weist dieses System auch Schwächen auf …
Nachteile: Die Schülerinnen und Schüler sehen Sie und die Tafel gut, von den Mitschülerinnen und Mitschülern aber höchstens den Rücken. Das lässt nicht wirklich Stimmung für einen regen Austausch untereinander aufkommen. Und vielleicht ist an der Hypothese, diese Sitzordnung verleite zum Frontalunterricht, auch ein bisschen was dran.
Ausserdem ist Ihre Bewegungsfreiheit eingeschränkt. Damit Sie als Lehrkraft leicht zu allen Kindern gelangen können, Lücken oder ein Mittelgang durch die Reihen wichtig.
Schnell einen Sitzkreis zu bilden, ist immer mit viel Tische- und Stühlerücken verbunden.
Sicht zur Tafel | 1 |
Platzbedarf | 1-2 |
Ablenkungspotential | 2 |
Flexibilität | 3-4 |
Blickkontakt | 5 |
Gruppentische – die kommunikative Variante
Bunt im Raum verteilt und zu Tischgruppen mit vier, sechs oder acht Sitzplätzen angeordnet, stösst man häufig in Primarschulen auf diese Sitzordnung.
Vorteile: Keine Frage, diese Anordnung ist sicher ideal für kooperatives Arbeiten: Die Schülerinnen und Schüler sitzen sich gegenüber und können sich in Gruppenarbeitsphasen gut abstimmen. Erstklässler bzw. neu zusammengestellte Klassen lernen sich so schnell gut kennen. Auch Freiarbeit und besonders Stationenlernen klappen mit dieser Tischformation gut.
Sie können sich frei im Klassenraum bewegen und erreichen alle Schülerinnen und Schüler leicht, z. B. um Hilfestellungen zu geben. Auch die Kinder profitieren bei Arbeitsphasen, in denen sie sich bewegen, z. B. um Materialien zu holen, von den freien Räumen.
Nachteile: Das Kommunikationspotential ist aber auch der grosse Nachteil! An den Gruppentischen – von einigen Lehrerinnen und Lehrern auch liebevoll Partytische genannt – können sich die Schülerinnen und Schüler so wunderbar unterhalten, dass sie dabei kaum von der Lehrperson „abgelenkt“ werden. Haben Sie also besonders viele Quasseltanten (und –onkel) in Ihrer Klasse, müssen Sie sich auf zahlreiche Ermahnungen einstellen.
Sobald dann die Tafel zum Einsatz kommt, sind für einen Teil der Schülerinnen und Schüler Dehnübungen der Hals- und Nackenpartie angesagt. Da diese leider nur einseitig ausgeführt werden, führt das jedoch eher zu Verspannungen als zu einer Verbesserung der Beweglichkeit. Damit sich die Schülerinnen und Schüler von der einseitigen Halsdrehung erholen können, ist ein rotierendes Platztauschsystem sinnvoll – oder Drehstühle.
Sicht zur Tafel | abhängig vom Sitzplatz: 2 bis 5 |
Platzbedarf | 2-3 |
Ablenkungspotential | 4 |
Flexibilität | 2-3 |
Blickkontakt | 1 (am Gruppentisch), 3-4 (zwischen den Gruppen) |
Das U – die grosse Gesprächsrunde
Auch bekannt als das „Hufeisen“.
Vorteile: In der U-Form lässt es sich gut diskutieren und Gespräche führen. Jeder sieht jeden und Sie haben einen guten Überblick über die Schülerinnen und Schüler.
Im Inneren des U‘s ist Platz für einen Sitzkreis, Bewegungsspiele oder Präsentationen.
Nachteile: Da in vielen Klassenzimmern nicht ausreichend Platz für ein U ist, wachsen am U-Inneren gerne kleine „Wurmfortsätze“ oder es wird mittig ein Gruppentisch aufgestellt. Die Schülerinnen und Schüler an diesen Plätzen sehen zwar gut an die Tafel, allerdings haben sie auch einen Teil ihrer Mitschüler im Rücken, was den Sinn dieser Sitzordnung etwas untergräbt.
Die hintere Reihe geniesst den Vorteil, gerade auf die Tafel sehen zu können, der Rest muss sich etwas drehen, was langfristig zu Verspannungen führen kann.
Das U lässt sich nur schwer zur Gruppenarbeit nutzen. Wenn diese bei Ihnen häufig auf dem Plan steht, ist diese Sitzordnung eher ungeeignet.
Sicht zur Tafel | 2 |
Platzbedarf | 3 |
Ablenkungspotential | 2 |
Flexibilität | 3-4 |
Blickkontakt | 1 |
L-Grüppchen – der Transformationskünstler unter den Sitzordnungen
Je zwei Zweiertische werden zu einem L zusammengeschoben und meist fischgrätenartig angeordnet.
Vorteile: Um in Vierergruppen zusammenarbeiten zu können, muss sich nur ein Schüler/eine Schülerin in die innere Ecke des Ls setzen oder die Tische werden schnell zu einem Gruppentisch zusammengeschoben. Alle Schülerinnen und Schüler sehen gut Richtung Tafel.
Nachteile: Frisst mehr Platz als frontal ausgerichtete Reihen und ist für Gesprächsrunden nur wenig besser geeignet als diese.
Sicht zur Tafel (je nach Ausrichtung) | 1-2 |
Platzbedarf | 3 |
Ablenkungspotential | 2 |
Flexibilität | 2 |
Blickkontakt | 2 bis 4 (je nach Ausrichtung) |
Andere Tischformen – für das bewegliche Klassenzimmer
Manche Schulen sind von den üblichen rechteckigen Zweiertischen abgekommen und schwören auf dreieckige Einzeltische.
Vorteile: Die leichten Dreieckstische können problemlos von den Schülerinnen und Schülern bewegt werden und lassen sich schnell zu jeder beliebigen Sitzordnung oder Gruppentischen umstellen. Besonders gut klappt das, wenn die Tische am vorderen Bein mit einer Rolle ausgestattet sind.
Nachteile: Auf den Dreieckstischchen etwas weniger Platz ist, als auf herkömmlichen Tischen.
Unser Fazit: Mit der passenden Sitzordnung können Sie den Lerneffekt der gewählten Unterrichtsmethode verstärken. Leider gibt es keine optimale Lösung für alle Unterrichtssituationen – jede hat ihre Stärken und Schwächen.
Da die Zeiten des „monomethodischen“ Unterrichts der Vergangenheit angehören, müssen Sie entweder öfters mal Tische rücken oder sich für den besten Kompromiss entscheiden.
Wenn Sie sich mit den Nachteilen nicht arrangieren möchten, sind Sie mit flexiblen Sitzordnungen bzw. Möbeln, die sich schnell umstellen lassen, auf jeden Fall im Vorteil.
Manche Schulen setzen auch auf separate Räume mit den passenden Tischen und Sitzmöglichkeiten für verschiedene Unterrichtssituationen: Räume für Präsentationen, Einzelarbeit und kopperatives Lernen. Die Gemeinschaftsschule in Wutöschingen ist ein Beispiel dafür.
Winkelriedstrasse 82
8203 Schaffhausen
Impressum
Datenschutz
Cookies
Winkelriedstrasse 82
8203 Schaffhausen
Impressum
Datenschutz
Cookies