Von der Idee zum Produkt – Produktentwicklung bei Betzold
Die Aufgabe einer guten Lernumgebung und eines guten Lehrmittels sind es, die täglichen pädagogischen Herausforderungen zu erleichtern und die Rahmenbedingungen für das Lehren und Lernen zu verbessern.
Manche Lehrmittel, Möbel oder Ausstattungsgegenstände gibt es in der Form, wie wir sie bei Betzold anbieten möchten, aber noch gar nicht. Hier kommt unser Team für Produktdesign und Produktentwicklung ins Spiel: Sie lassen aus kreativen Ideen neue Produkte entstehen.
Florin Steininger, Gerlinde Raab, Volker Meyer und Selma Schmidt lassen uns einen Blick hinter die Kulissen ihrer Arbeit werfen und zeigen, wie ein neues Produkt entsteht.
Könnt ihr zu Beginn kurz beschreiben, was eure Aufgabenbereiche sind?
Florin: Ich bin Teamleitung der Produktentwicklung.
Unsere Hauptaufgabe ist die Entwicklung von Produkten über alle Warengruppen hinweg und natürlich die Auslastung unserer Kunststoff- und Möbelproduktion am Standort in Ellwangen. So vielfältig unsere Produkte sind, so vielfältig sind auch die Lieferanten und Produktionsstätten, mit denen wir weltweit zusammenarbeiten.
Zu meinen persönlichen Aufgaben zählen die Koordination und die kaufmännische Umsetzung sowie letztendlich die finale Designentscheidung und Ausrichtung.
Gerlinde: Meine Aufgabenbereiche erstrecken sich über das gesamte Produktsortiment von Rollenspielmöbeln über Materialien zu verschiedenen Lern- und Lehrangeboten mit den dazugehörigen Anleitungen und Kopiervorlagen bis hin zu verschiedenstem Zubehör für Organisation und Aufbewahrung. Mein Herzblut liegt vor allem beim Entwurf und der Gestaltung verschiedener textiler Artikel, da ich privat sehr viele eigene kreative Entwürfe nähe.
Volker: Ich bin hauptsächlich im Möbelbereich als Produktdesigner tätig. Zu meinen Aufgaben gehört die Entwicklung, die Auswahl neuer Materialien, Stoffe, Techniken, die Gestaltung der Möbel und dann auch die Umsetzung mit den Herstellern.
Mittlerweile spielt auch die Visualisierung von Raumsituationen eine grosse Rolle. So können wir unseren Kundinnen und Kunden die Möbel in den Räumen visualisieren und man sieht, was sich gut kombinieren lässt und welche Möglichkeiten es gibt.
Selma: Ich bin seit sieben Jahren im Produktdesign tätig und habe bereits viele verschiedene Artikel, von Holzprodukten über Printartikel und Illustrationen realisiert. Daneben betreue und koordiniere ich die Produktanleitungen und die Gestaltung der Verpackungen unserer Eigenentwicklungen.
Was gefällt euch an eurer Arbeit besonders gut?
Gerlinde: Am besten gefällt mir die überaus abwechslungsreiche Tätigkeit. Ich liebe es, mich in die verschiedenen Themengebiete einzuarbeiten und meinen kreativen Gedanken freien Lauf zu lassen, bis am Ende ein tolles Produkt entsteht.
Florin: Ich bin davon überzeugt, dass Bildung die Welt verändern kann, und es gibt für mich nichts Schöneres, als darüber nachzudenken, wie Schulen und Kitas von morgen aussehen können. Deshalb identifiziere ich mich seit vielen Jahren mit dem, was ich tue. Ich liebe es, Neues zu sehen und mich mit Lieferanten und Produzenten aus aller Welt auszutauschen. Das gibt mir persönlich viel, weil ich hier das Gefühl habe, dass Bildung ein gemeinsamer Nenner ist, der uns alle verbindet.
Volker: Am besten gefällt mir der kreative Teil am Anfang, wenn man noch ganz frei denken kann.
Selma: Für mich ist es auch die Abwechslung, die mir gut gefällt. Kein Produkt ist bei uns wie das andere. In einem Moment beschäftigt man sich noch mit einem Spielmöbel und welche Farben dazu passen und beim nächsten Artikel fuchst man sich in das Thema alternative Energiequellen für eine neue Stationenkiste ein und schaut, wie man es für die Kinder und den Unterricht interessant gestalten kann.
Woher kommen die Ideen für neue Produkte?
Volker: Wir stehen im Austausch mit Schulen und Kindergärten und bekommen so einen Einblick, was dort gebraucht und gewünscht wird.
Die Ideen für die Gestaltung können von überall her kommen. Mir gibt z. B. die Natur sehr viel. Wenn ich draussen darüber nachdenke, was bei uns demnächst ansteht, mache ich quasi ein Brainstorming mit mir selbst und lasse mich von der Natur inspirieren.
Florin: Im Team arbeiten wir viel mit Kreativ-Techniken und Workshops. Darüber hinaus orientieren wir uns an den Inhalten von Lehr- und Bildungsplänen. Jeder in unserem Team hat einen guten Blick für Trends, Neuheiten und Design. Das Engagement, sich darüber zu informieren und auszutauschen reicht weit über das Berufliche hinaus.
Wir entwickeln sowohl autark im Team wie auch auftragsbezogen. Dies bedeutet, dass unabhängig von unserer autarken Entwicklung jeder Produktideen einbringen kann.
Spielt das Thema Nachhaltigkeit bei der Produktentwicklung eine Rolle?
Gerlinde: Das ist auf jeden Fall ein sehr wichtiges Thema für uns. Wir versuchen, langlebige Produkte mit hoher Qualität zu entwerfen. Schon im Vorfeld achten wir darauf, wie das Produkt hergestellt wird und welche Materialien wir auswählen. Dazu kommunizieren wir mit unseren potenziellen Lieferanten und informieren uns z.B. vor der Erstellung des Designs über Stoffbreiten und verschiedene Herstellungsmöglichkeiten, um Materialverbrauch und Verschnitt wenn möglich gering zu halten.
Volker: Im Möbelbereich setzen wir beispielsweise einen Bezugsstoff ein, der komplett aus recycelten PET-Flaschen hergestellt wird.
Florin: Inzwischen haben wir die Möbelproduktion komplett auf FSC-zertifiziertes Holz umgestellt und sind dabei in unserer Kunststoffproduktion nur noch zunehmend biobasierten Kunststoff zu verwenden.
Gerlinde: Wenn es das Material erlaubt, versuchen wir auf Lackierungen zu verzichten. Wir achten darauf, Verpackungen zu reduzieren und Folienverpackungen möglichst ganz zu vermeiden.
Florin: Alles, was wir in den letzten zwei Jahren produziert haben, ist fast komplett ohne Folien verpackt. Was viele nicht wissen, ist dass wir an der Verpackung für ein Produkt manchmal fast genauso lang arbeiten, wie an dem Produkt selbst. Für uns als Versandunternehmen ist das Thema Verpackung extrem wichtig! Verpackungen müssen möglichst ressourcenschonend und gleichzeitig so stabil sein, dass die Produkte gut bei den Kundinnen und Kunden ankommen.
Welche Schritte gibt es von der Idee bis ihr das erste Muster in der Hand halten könnt?
Florin: Von der Ideenfindung bis zur kompletten Umsetzung sind es etwa sieben Schritte.
- Brainstorming und Vorarbeiten
- Designphase
- Anfragephase für Angebote
- Qualitätstests und Muster
- Artikelanlage
- Bestellung
- Warten auf Wareneingang
Die Anzahl der Schritte, die durchlaufen werden müssen, hängt von der Art des Produkts, dem Herstellungsort und den verwendeten Materialien ab.
Selma: Für Spielmöbel, die auch sicherheitstechnisch geprüft werden müssen, sind z. B. mehr Arbeitsschritte erforderlich als für einen Printartikel, der in einer Druckerei gedruckt wird.
Gerlinde: Manchmal kommen wir in diesem Prozess auch an den Punkt, eine Idee zu verwerfen, weil wir merken, dass wir sie nicht so umsetzen können, wie wir es uns vorstellen.
Volker: Am Ende ist es wichtig, dass alles - Funktionalität, Form, Farben und Sicherheit - zusammenpasst und Sinn macht. Und nicht zuletzt ist unser oberstes Gebot, kundenorientiert und auf die Zielgruppe zugeschnittene Produkte zu entwickeln.
Selma: Strahlende Gesichter und Kundenzufriedenheit sind für uns die grösste Wertschätzung!
Nach welchen Kriterien wählt ihr die Farben für die Produkte aus?
Florin: Wir haben ein Farbkonzept entwickelt, an dem wir uns orientieren. Ausschlaggebend dafür war nicht nur die Verwendung von Trendfarben: Wir haben festgestellt, dass die Farben bei früheren Entwicklungen oft nicht gut zusammenpassten, wenn die Produkte in Räumen arrangiert wurden.
Volker: Bei der Entwicklung der Farbkonzepte war es uns wichtig, zwar Trends zu berücksichtigen, aber dennoch langlebige Töne mit einer gewissen Klassik zu wählen. Gerade im Möbelbereich sollen die Farben auch nach einigen Jahren noch gefallen.
Welche Rolle spielt die Produktsicherheit?
Florin: Produktsicherheit ist eines der wichtigsten Themen: Während des Entwicklungsprozesses haben wir dreimal eine Qualitätssicherung (QS): Das erste Mal tauschen wir uns schon in der Ideenphase mit der QS aus, um zu sehen, was auf uns zukommen könnte. Dann natürlich während der Produktentwicklung, wenn die Muster eintreffen. Und final, wenn es um die Vergabe von Zertifikaten geht. Produkte, die nicht vollkommen sicher sind, werden nicht umgesetzt.
Wird das extern oder bei uns im Haus getestet?
Selma: Sowohl als auch. Die Muster, die wir von den Lieferanten erhalten, gehen an zertifizierte Prüfinstitute. Je nach Ergebnis müssen wir eventuell Anpassungen am Produkt vornehmen. Wir testen die ersten Muster auch in Teilen selbst und klettern schon mal auf einen Kinderstuhl, um zu sehen, ob er stabil ist. Auch unsere hauseigene QS testet die Produkte.
Gerlinde: Da wird am mühsam erworbenen Muster auch mal so gezogen, dass es kaputt geht, Stoffe werden nass gemacht, um zu prüfen, ob sie abfärben oder Spiegel aus einer gewissen Höhe fallengelassen. Dann wird das Muster noch mit dem „Toy Checker“ geprüft, um gefährliche Stoffe ausschliessen zu können.
Wenn es diese Tests schon bei uns nicht besteht, muss das Produkt gar nicht erst ins Institut geschickt werden und wir klären mit dem Lieferanten ab, wie die Mängel behoben werden können.
Wie geht ihr mit Feedback von Pädagoginnen und Pädagogen um? Wurden auf dieser Basis bereits Produkte weiterentwickelt?
Selma: Wir sind immer offen für Verbesserungsvorschläge. In meinem Bereich betrifft das z.B. die Anleitungen. Hier können wir die Hinweise auch relativ schnell umsetzen.
Wir haben auch schon häufiger Produkte gemeinsam mit Pädagoginnen und Pädagogen entwickelt. Zuletzt zum Beispiel ein Kamishibai-Bildkartenset zum Thema „Werte vermitteln“: Hier hat eine Lehrerin die Inhalte erstellt und wir haben das Produkt in engem Austausch mit ihr entworfen.
Florin: Als E-Commerce-Unternehmen erhalten unsere Produkte Bewertungen von Kundinnen und Kunden, die wir uns anschauen und auswerten. Ausserdem stehen wir im engen Austausch mit unseren Mitarbeitenden im Vertrieb, um zu erfahren, welche Rückmeldungen es zu den Produkten gibt.
Verratet ihr uns zum Schluss noch eure Lieblingsprodukte oder ein Produkt, auf das ihr besonders stolz seid?
Gerlinde: Ich mag das modulare Puppenhaus, weil es platzsparend aufzubewahren ist, viele Spielmöglichkeiten auch für mehrere Kinder bietet. Wir versuchen unsere Produkte gendergerecht zu gestalten, d.h. ein Puppenhaus ist z.B. nicht klassisch rosa und auch die bildlichen Darstellungen entsprechen bewusst nicht dem mittlerweile veralteten Mädchen- oder Jungenbild.
Aber auch die Entwicklung des Robbensofas hat viel Spass gemacht, weil einfach alles gepasst hat: Das Design war schnell fertig, der Lieferant hat sofort ein tolles Muster gebaut und es sieht einfach süss aus.
Florin: Das Schönste für mich ist der EduCasa Regenbogen. Wenn Kinder in diesem Möbel sitzen und die Sonne durch das Acrylglas scheint, fühlen sich die Farben auf der Haut unterschiedlich an und man kann die Farben richtig spüren.
Volker: Besonders gut gefällt mir das Regenbogensofa mit den Wolkenkissen.
Aber auch unser neues modulares Sofa „Chillo“, das bald im Onlineshop erhältlich sein wird und für Grundschulkinder bis hin zu Erwachsenen geeignet ist.
Selma: Mein Highlight ist das Produkt „Stockwerke der Wiese“, das den Worlddidac Award 2023 gewonnen hat. Die Zusammenarbeit mit der Illustratorin, die Planung der einzelnen Teile und die Sicherstellung der Qualität haben mir sehr viel Spass gemacht.
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