Trendsportart: Parkour im Sportunterricht
© jenella/Depositphotos.com
Sind Sie gerade auf der Suche nach einer für die Kinder attraktiven, kreativen und v.a. weniger normierten Sportart für Ihren Unterricht? Wunderbar, wir hätten nämlich einen Vorschlag, den Sie mit den vorhandenen Geräten umsetzen können: Parkour!
Sollten Sie mit diesem Begriff gerade wenig anfangen können, werfen Sie doch einen Blick auf dieses Video:
Kurzer Hinweis vorab: Im Sportunterricht sollten die Hindernisse etwas weniger spektakulär ausfallen und das Springen über/von Hausdächern lassen Sie besser auch weg ;-)
Was ist Parkour?
Parkour ist eine Fortbewegungsart, bei der die Traceure (Läufer/innen) alle körperlichen Fähigkeiten (z. B. Laufen, Springen, Klettern, hangeln, Abrollen) und die sich anbietende Umwelt möglichst wirkungsvoll nutzen, um auf dem kürzesten oder effizientesten Weg ans Ziel zu gelangen. Es ist also nichts anderes als eine Mischung aus Turnen, Klettern und Leichtathletik und deshalb durchaus lehr- bzw. bildungsplankonform :)
Was benötige ich zur Durchführung von Parkour im Sportunterricht?
Der Sport ist dadurch nicht an bestimmte Orte oder Geräte gebunden und kann deshalb überall trainiert werden. Warum also nicht in der Sporthalle?! Matten, Sprungkästen, Turnbänke, Seile, Barren, Trampoline oder Turnböcke – alles kann zum Einsatz kommen.
Welche Vorteile hat Parkour für den Schulsport?
- Krafttraining
- Konditionstraining
- besseres Köpergefühl
- bessere Risikoeinschätzung
- Training der motorischen Fähigkeiten
- Schwierigkeitslevel leicht anpassbar
- kreativer Sport, da es keine vorgegebenen Bewegungsabläufe gibt
Warum sollten Trendsportarten in den Sportunterricht integriert werden?
Wie bei allen im Unterricht vermittelten Sportarten ist ein grosses Ziel, das durch die Integration von sogenannten Trendsportarten verfolgt wird, sicherlich die nachhaltige Begeisterung möglichst vieler Schülerinnen und Schüler von der Sportart im Speziellen und Sport im Allgemeinen. Wenn aus Parkour im Schulsport Parkour in der Freizeit wird, hat sich die Aufnahme eines Trendsports in den Unterricht gelohnt.
Wenn Sie noch mehr über unterrichtstaugliche Trendsportarten erfahren möchten, schauen Sie doch in unseren Beitrag „Trendsportarten im Schulsport“.
Der grosse Vorteil dieser neuen Sportvarianten liegt v.a. darin begründet, dass der Leistungsgedanke hinter den Spass am Sport zurücktritt.
Sie bieten den Schülern mehr kreativ zu nutzenden Freiraum. Bei den traditionellen Schulsportarten ist dieser leider durch die teilweise strenge Normierung und Reglementierung von Bewegungsabläufen und -ausführungen etwas abhandengekommen.
Beim Klettern, Slacklinen oder eben Parkour gibt es keine strikte Festlegung von „richtig“ und „falsch“ – ganz im Gegenteil: Es geht darum, sich einem Problem zu stellen und es durchaus individuell und kreativ zu lösen.
Parkour hat darüber hinaus den Vorteil, dass die Sportart bei vielen Kindern angesagt ist, weil sie die Bewegungsabläufe aus Serien, Filmen, Computer- und Videospielen kennen.
Ein buntes Trendsportarten-Hopping, nur um die Schülerinnen und Schüler mit ständig neuen Sportreizen zu überfluten, ist aber nicht der richtige Weg, um eine nachhaltige Begeisterung für eine Sportart aufzubauen. Der Spass beginnt erst richtig, wenn die Kinder erste Verbesserungen und Erfolge erzielen und das schaffen sie nur durch Training. Die Devise heisst also wie so oft: dranbleiben und üben!
Parkourorientierter Sportunterricht
Alles, was Sie brauchen, ist in jeder standardmässig ausgestatteten Sporthalle vorhanden. Die Geräte werden nur etwas anders, fast vergleichbar mit einer Art Zirkeltraining, angeordnet.
Bevor es aber mit einem kompletten Lauf losgehen kann, müssen sich die Schülerinnen und Schüler erstmal mit den verschiedenen Parkour-Techniken vertraut machen. Dafür sollten Sie eine Doppelstunde einplanen. Es bietet sich an, die Klasse in Gruppen zu etwa fünf Schülerinnen und Schülern aufzuteilen. Jede Gruppe erarbeitet sich eine andere Technik. Es gibt verschiedene Sprünge (Katzensprung, Dash, Lazy, Reverse, Präzi), Techniken, um sich durch eine Lücke hindurchzuschwingen oder sich von einem Gegenstand abzustossen (Tic Tac) und natürlich muss das Landen und Abrollen geübt werden.
Sicherheit geht vor!
Wie genau Ihr Parkur aussehen soll, ist Ihnen und Ihren Schülerinnen und Schülern überlassen. Nur sicher muss es sein: Die Geräte müssen stabil stehen und sind mit Turn- und Weichbodenmatten gesichert. Die Sicherheit ist ein wichtiger Aspekt beim Parkour.
Allerdings besteht das grösste Sicherheitsrisiko weniger im gesicherten Umfeld der Sporthalle, sondern draussen. Den Schülerinnen und Schülern muss klar sein, dass ausserhalb der Halle, ohne Matten, andere Regeln gelten und die Übungen dort nicht eins zu eins umgesetzt werden dürfen. Da sie die Sprünge, Balacierübungen und Co. beim Parkour in einem abgesicherten Umfeld üben können, fällt ihnen die Einschätzung von Risiken mit der Zeit leichter.
Inzwischen haben auch einige Schulklassen Videos von parkourorientiertem Sportunterricht auf YouTube veröffentlicht. Hier können Sie sich Varianten des Geräteaufbaus abschauen.
Vor jedem Parkour-Training ist Aufwärmen angesagt! Neben den üblichen Lauf-, Dehn- und Mobilisationsübungen können Sie spezielle Parkour-Aufwärmspiele und -übungen integrieren.
Schöne Beispiele hierfür und auch Informationen zur Übung grundlegender Bewegungen (und auch des richtigen Fallens) gibt das Begleitskript für Lehrerfortbildungen „Parkour im Schulsport – kreativ und sicher“ von Andreas und Anna Ruby für Free Arts of Movement e.V. Wer das bewegte Bild bevorzugt, ist hier richtig (ab Minute 3:50 beginnen die Aufwärmübungen):
Vom Anfänger zum Könner
Aufgewärmt und mit den wichtigsten Basistechniken vertraut, kann jeder entsprechend seiner Möglichkeiten schnell loslegen. Dabei geht es am Anfang weniger darum, die beeindruckendsten Manöver zu zeigen, sondern um die Entwicklung einer guten Selbsteinschätzung und Körperkontrolle.
Und diese entwickeln sich erst mit zunehmender Praxis und einer langsamen Steigerung des Schwierigkeitslevels. Auch der Körper selbst muss sich erst auf die neuen Bewegungen einstellen.
Beim Parkour müssen sich die Traceure, wie die Parkour-Läufer auch bezeichnet werden, auf ihre Rumpf-, Arm- und Beinmuskulatur verlassen können. Durch das Training werden auch Koordination und Balance sowie die allgemeine Beweglichkeit gefördert. Denn nur wenn die Hindernisse schnell, flüssig und v.a. sicher überwunden werden, entfaltet der Sport seine gesamte kunstvolle Wirkung.
Für Ihre Schülerinnen und Schüler bringt dieser Sport aber noch mehr als Kraft, Kondition und Körpergefühl: Jeder kann Parkour auf seinem eigenen Schwierigkeitslevel betreiben und seine individuellen Stärken durch kreative Ideen bei der Bewältigung der Hindernisse zum Einsatz bringen.
Auch wer vielleicht kein perfektes Handstandabrollen mit gestreckten Zehenspitzen schafft, kann hier glänzen, Erfolgserlebnisse sammeln und sein Selbstbewusstsein stärken.
Parkour hat seit seiner Entstehung in den 1980er Jahren in den Pariser Vororten viele Anhänger gefunden. Für interessierte Sportlehrerinnen und –lehrer hat das den Vorteil, dass es in vielen Orten die Möglichkeit gibt, sich von den Profis fortbilden zu lassen. Bestimmt gibt es auch in Ihrer Nähe geeignete Angebote. Sollte das aber nicht der Fall sein, finden Sie inzwischen auch im Buchhandel speziell für den Sportunterricht ausgelegte Parkour-Übungsbücher.
Dann noch viel Spass beim kunstvollen Rennen, Springen und Klettern!
Weiterführende Links:
Andreas und Anna Ruby: Parkour im Schulsport – kreativ und sicher
Sportunterricht.ch: Le Parkour im Schulsport
UKH: Mit Parkour im Sportunterricht die Bewegungskompetenz steigern
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