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Unterrichtsmethode Lerntempoduett: Kooperatives Lernen im Unterricht
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Wenn Sie nach einer Unterrichtsmethode gesucht haben, bei der Ihre Schülerinnen und Schüler selbstständig in ihrem eigenen Tempo lernen können, aber auch kooperativ mit anderen zusammenarbeiten, dann ist das Lerntempoduett genau das Richtige!
In diesem Beitrag schauen wir uns an, wie das Lerntempoduett funktioniert, welche Varianten es gibt und wie Sie diese Methode in Ihrem Unterricht einsetzen können.
Was ist ein Lerntempoduett?
Das Lerntempoduett ist eine kooperative Lernmethode, die darauf abzielt, individuelles Lerntempo und soziale Interaktion zu verbinden. Nach einer Phase, in der eine Aufgabe selbstständig bearbeitet wird, finden sich Kinder mit einem ähnlichen Lerntempo zu Paaren zusammen und besprechen ihre Ergebnisse.
So wird nicht nur das eigenständige Lernen gefördert, sondern auch der Austausch und die sozialen Kompetenzen der Schülerinnen und Schüler.
Die Vorteile
- Weder Druck noch Langeweile: Schülerinnen und Schüler, die die Aufgaben schneller bearbeiten, können gleich zum nächsten Schritt gehen und müssen nicht warten (oder Sie fragen, was sie als nächstes tun können), während Kinder, die mehr Zeit benötigen, nicht unter Druck gesetzt werden.
- Geeignet für heterogene Lerngruppen: Da jedes Kind in seinem eigenen Tempo arbeiten kann, eignet sich die Methode auch gut für heterogene Lerngruppen.
- Soziale Kompetenzen: Die Schülerinnen und Schüler trainieren beim Lerntempoduett auch ihre sozialen Kompetenzen. Im Austausch mit wechselnden Partnerinnen und Partnern sind eine gute Kommunikation, Teamarbeit, Empathie, Geduld und die Fähigkeit, komplexe Inhalte verständlich zu erklären, gefordert.
- Flexibilität: Sie können die Methode in nahezu jedem Fach anwenden, ob in Mathematik, Biologie oder Erdkunde. Auch das Alter der Schülerinnen und Schüler spielt keine Rolle, da die Methode einfach angepasst werden kann – von Primarschule bis Oberstufe.
Ablauf des klassischen Lerntempoduetts
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Individuelles Arbeiten:
Die Klasse erhält eine Aufgabe, die von den Schülerinnen und Schülern zunächst allein und im eigenen Tempo bearbeitet wird. Dabei ist es wichtig, dass sich die Kinder ausreichend Zeit nehmen, um die Aufgabe zu verstehen. -
Kooperatives Arbeiten:
Sobald ein Kind fertig ist, steht es auf und wartet, bis ein weiteres Kind aufsteht. Die beiden finden sich für ein Lerntempoduett zusammen und tauschen sich aus. Sie vergleichen ihre Ergebnisse, diskutieren Lösungsansätze und erklären sich gegenseitig schwierige Punkte. -
Nachbesprechung:
Im Anschluss an die individuelle und kooperative Arbeitsphase können Sie die Ergebnisse einer oder mehrerer Aufgaben im Plenum besprechen. Hier besteht zudem die Möglichkeit für Feedback.
Tipp: Haltestellen
Das Lerntempoduett wird manchmal auch als Bus-Stop-Methode bezeichnet. Besonders, wenn Sie die Methode häufiger einsetzen oder mit mehr als einer Aufgabe arbeiten, kann es sinnvoll sein, feste Orte bzw. „Haltestellen“ für die Schülerinnen und Schüler einzurichten.
Wie kann eine Haltestelle aussehen? Häufig verwenden Lehrerinnen und Lehrer ein Schild und stellen Sitzgelegenheiten für die Schülerinnen und Schüler bereit. Ob das Stühle, Hocker oder ganz einfach Sitzkissen sind, hängt v.a. vom zur Verfügung stehenden Platz ab.
Abseits des Arbeitsbereichs können die Haltestellen als Hilfestationen eingesetzt werden, wo die Kinder z. B. während einer Stillarbeitsphase warten, um Hilfe von der Lehrkraft oder anderen Kindern zu bekommen.
Die Haltestellen können auch ausserhalb des Klassenzimmers liegen. Das hat den Vorteil, dass die anderen Kinder konzentriert weiterarbeiten können, während sich ihre Mitschülerinnen und Mitschüler unterhalten.
Wenn Sie die Haltestellen mit einem Schild kennzeichnen möchten, haben wir hier drei Versionen zum Ausdrucken vorbereitet:
Varianten des Lerntempoduetts
1. Lerntempoduett mit unterschiedlichen Aufgaben
- Individuelles Arbeiten: Sie teilen die Klasse in zwei Gruppen. Eine erhält die Aufgabe A, die andere die Aufgabe B. Die Schülerinnen und Schüler bearbeiten die Aufgaben zunächst für sich.
- Kooperatives Arbeiten: Ist ein Kind mit der Aufgabe fertig, steht es auf und wartet, bis ein Schüler/eine Schülerin aus der anderen Gruppe aufsteht. In Partnerarbeit schlüpfen die beiden für die jeweils eigene Aufgabe in die Rolle des Erklärenden und in die Rolle des Lernenden für die Aufgabe des Gegenübers.
Da beide Kinder hier in die Experten-Rolle schlüpfen, müssen sie aktiv ihre Ergebnisse kommunizieren. Die 1:1-Situation erleichtert es aber auch schüchternen Kindern, diese Aufgabe zu bewältigen und zu üben.
Optional: Die Paare lösen gemeinsam eine weitere Aufgabe.
2. Lerntempoquartett
- Partnerarbeit: Die Schülerinnen und Schüler lösen eine Aufgabe gemeinsam.
- Gruppenarbeit: Sie stehen auf und warten, bis ein weiteres Paar aufsteht, um gemeinsam die Aufgabe zu besprechen.
Diese Variante fördert die Teamkompetenz und die Fähigkeit, verschiedene Perspektiven zu integrieren.
3. Lerntempoduett mit mehreren Aufgaben
- Der Ablauf entspricht dem klassischen Lerntempoduett: Nach der ersten kooperativen Phase bekommen die Kinder eine weitere Aufgabe, die sie wieder zunächst allein lösen und dann mit einem Partner besprechen.
- Damit es keine Verwirrung darüber gibt, wer einen Partner oder eine Partnerin für welche Aufgabe sucht, können Sie hier mehrere Haltestellen einrichten, die beispielsweise mit dem Hinweis „Aufgabe 1“ und „Aufgabe 2“ gekennzeichnet sind.
Umgang mit Herausforderungen
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Ungleiche Lernfortschritte:
Für manche Kinder könnte es ein schlechtes Gefühl sein, wenn sie länger für die Bearbeitung der Aufgabe benötigen. Fördern Sie das Verständnis, dass Unterschiede im Lerntempo normal sind – alle haben Stärken und Schwächen. -
Wettbewerbscharakter:
Die Kinder müssen verstehen, dass es nicht das Ziel ist, möglichst schnell mit der Aufgabe fertig zu werden. Wenn die Aufgabe deshalb falsch gelöst oder nicht richtig gelesen bzw. verstanden wurde, können die Schülerinnen und Schüler im nächsten Schritt, der kooperativen Phase, nichts beitragen. -
Bevorzugte Lernpartner/Lernpartnerinnen:
Die Schülerinnen und Schüler sollten nicht darauf warten, dass sie immer mit ihren Freundinnen und Freunden zusammenarbeiten. Falls Sie feststellen, dass Kinder schon fertig sind und warten, bis der Wunschpartner soweit ist, können Sie bei der Zuweisung der Zweiergruppen unterstützen und nochmals auf die Vorteile von der Arbeit mit verschiedenen Partnerinnen und Partnern hinweisen.
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