Inklusion in Kindergarten und Kita
Schon in Kindergarten und Kita sind Inklusion und Teilhabe wichtige Themen, die als Ziel haben, allen Kindern, egal welchen Hintergrund und welche Fähigkeiten sie haben, die bestmögliche Entwicklung und Förderung zukommen zu lassen. Angefangen bei den optimalen räumlichen Gegebenheiten, der zielgerichteten Elternarbeit und der Schulung der pädagogischen Fachkräfte, ist gelungene Inklusion kein Sprint, sondern ein Marathon, bei dem die Kinder und die Sicht auf ihre Stärken und individuellen Eigenschaften im Vordergrund stehen.
Was ist der Unterschied zwischen Inklusion und Integration?
Die beiden Begriffe Inklusion und Integration werden oft fälschlicherweise gleichgesetzt verwendet. Es gibt allerdings einen grossen Unterschied zwischen den beiden Ansätzen:
Integration: Lenkt den Blick auf die Unterschiede zwischen den Kindern und stellt diese in den Vordergrund. Als Ausgangspunkt wird eine Art Normalzustand angenommen, in den die Kinder mit besonderen Bedürfnissen integriert werden und sich im Zuge dieser Annahme also „integrieren lassen“, sich an den vorausgesetzten Normalzustand anpassen.
Inklusion: Kommt in der Praxis ohne diese Gruppierung aus und setzt als Konzept voraus, dass das „Anderssein“ Teil jedes Gruppenmitglieds ist. Nicht der oder die Einzelne passt sich an, sondern die Umgebung bzw. die Gruppe an sich ist so flexibel, dass alle ihren Platz und ihre persönlichen Fördermöglichkeiten finden.
Warum es bei Kindern einen Förderbedarf gibt, kann ganz unterschiedliche Ursachen haben. Dazu gehört zum Beispiel:
- Das Kind hat eine Seh- oder Hörbeeinträchtigung.
- Das Kind hat Schwierigkeiten beim Lernen.
- Das Kind hat Schwierigkeiten beim Sprechen.
- Das Kind hat eine körperliche oder motorische Beeinträchtigung.
- Das Kind hat eine chronische Krankheit.
- Das Kind ist in seiner emotionalen Entwicklung und im Sozialverhalten auffällig.
- Das Kind zeigt autistisches Verhalten.
Am Ende steht für alle Kinder eine barrierefreie Teilhabe am Alltag in Kindergarten und Kita.
(Quelle: https://www.aktion-mensch.de/inklusion )
Inklusion unterstützen
Inklusion ist ein Gemeinschaftsprojekt, bei dem alle an einem Strang ziehen. Neben dem Träger der Einrichtung, der für grössere Veränderungen zuständig ist, die die Öffnung einer Einrichtung für ein inklusives Arbeiten ermöglichen, sind Fortbildungen der Erzieherinnen und Erzieher ebenfalls ein wichtiger Teil in der Vorbereitung auf inklusives Arbeiten in der Kinderbetreuung.
Natürlich gehört auch die Elternarbeit zu einem inklusiven Konzept in Kindergarten und Kita. Die Lebenswelt und die Bezugspersonen der zu betreuenden Kinder kennenzulernen gehört – nicht nur in der inklusiven Pädagogik – zum Alltag in der Kindertagesbetreuung. Das Verständnis und das Wissen, das pädagogische Fachkräfte in Gesprächen erwerben, helfen dabei, den Kindergarten oder die Kita zu einem offenen Ort für alle Beteiligten zu machen. Individuelle Fördermöglichkeiten oder eine Anpassung des Tagesablaufs gehören hier ebenso zu einem umfänglichen Inklusionskonzept wie das Hospitieren der Bezugspersonen, um einen besseren Einblick in die Arbeit in Kindergarten und Kita zu gewährleisten.
Die professionelle Fortbildung zur Fachkraft für Inklusion beinhaltet neben den Grundlagen (zum Beispiel die UN-Behindertenrechtskonvention, Methoden der Diagnostik) auch Impulse zur Schaffung von inklusiven Räumlichkeiten. Ausserdem fungieren geschulte Inklusions-Fachkräfte auch als eine Art Multiplikator im pädagogischen Team, sensibilisieren Kolleginnen und Kollegen und geben Impulse für inklusives Arbeiten am Kind und inklusive Elternarbeit.
Wenn es um räumliche Anpassungen geht, ist natürlich nicht nur die physische Barrierefreiheit gemeint. Inklusives Arbeiten beinhaltet nicht unbedingt bauliche Veränderungen an Kindergarten und Kita. Es geht vielmehr darum, dass die Räumlichkeiten und das pädagogische Team die Teilhabe aller Kinder ermöglicht und fördert. Die Fachkraft-Kind-Relation ist hier sicher eines der grössten Hindernisse. Und auch die grösste Sorge vieler Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in den Kitas, das Gefühl, nicht allen Kindern die notwendige Aufmerksamkeit zukommen lassen zu können, wird oft als erstes Hindernis der inklusiven Pädagogik genannt.
Die UN-Behindertenrechtskonvention
Das „Übereinkommen über die Rechte von Menschen mit Behinderungen“ (Convention on the Rights of Persons with Disabilities – CRPD) trat am 3. Mai 2008 in Kraft. Dieses Übereinkommen bildet – mit dem Artikel 24, der sich mit inklusiver Bildung befasst – die Basis dafür, dass das allgemeine Bildungssystem jedem Menschen zugänglich sein sollte.
Wichtige Werte, die in diesem Sinne verinnerlicht werden sollten, sind:
- Unterschiedlichkeit und Vielfalt sind positiv und eine Bereicherung.
- Alle begegnen sich mit Respekt und Wertschätzung.
- Alle fühlen sich gleichermassen willkommen.
- Eingefahrene Meinungen und Verhaltensweisen werden aktiv hinterfragt.
- Es ist selbstverständlich, niemanden aufgrund seiner individuellen Eigenschaften auszugrenzen.
Wer noch mehr zum Thema Inklusion erfahren möchte, sollte unbedingt in den Podcast von kinderzeit.de reinhören. Der Kinderzeit-Redakteur Birk Grüling spricht dort mit Elisa Diaz Perez (Expertin für Frühförderung) über die Frage "Wie steht es eigentlich um die Inklusion?"
Inklusive Pädagogik und Teilhabe
Der wichtigste Punkt der inklusiven Pädagogik ist sicher die Bildungsgerechtigkeit. Ausgehend von dem bereits genannten Punkt, dass die Normalität aus einer Vielfalt unterschiedlicher Fähigkeiten und Potenziale besteht, sollte sich also der Kindergarten oder die Kita so verändern, dass ebendiese Bildungsgerechtigkeit für alle Kinder möglich ist. Um das Bundesprogramm Sprach-Kitas des Bundesministeriums für Familien, Senioren, Frauen und Jugend zu zitieren: „Inklusive Pädagogik respektiert Vielfalt. Sie umfasst die Arbeit mit den Kindern sowie die Zusammenarbeit mit den Familien und im Kita-Team.“ (Quelle: https://sprach-kitas.fruehe-chancen.de )
Auch der Begriff Teilhabe ist eng mit einer inklusionsorientierten Kindertagesstätte verbunden. Teilhabe definiert sich durch die Beteiligung der Kinder an Entscheidungen, an übernommener Verantwortung und an dem Gefühl Teil einer Gemeinschaft zu sein. Die eben angesprochene respektierte Vielfalt bildet die Basis für die Teilhabe.
Die 5 Schritte zu einer inklusiven Kita
- Einrichtungskonzeption: Der Weg zu einer vollständig inklusiven Kita ist – wie schon beschrieben – kein Sprint, sondern ein Marathon. Das konsequente und regelmässige Überprüfen des Konzeptes, der räumlichen Ausstattung und das Suchen möglicher Optimierungspotenziale gehört für die Einrichtungsleitung sowie für die Teammitglieder dazu.
- Teamstruktur: Unterschiedliche Fachkräfte wie eine Fachkraft für Inklusion, Heilpädagog:innen und andere (auch externe Unterstützung) gewährleisten eine ganzheitliche Herangehensweise an das Konzept der inklusiven Kita. Gemeinsam wird innerhalb des Teams Reflexion und Austausch betrieben, um Förderung und Gruppenarbeit optimal zu verbinden.
- Vielfalt ist Normalität: In vielen Bereichen des Lebens findet leider immer noch die 2-Gruppen-Theorie Anwendung. Diese teilt Menschen aufgrund ihrer Unterschiede in Gruppen ein, z. B. Menschen mit Behinderung, Menschen ohne Behinderung). Inklusive, kindbezogene Pädagogik setzt allerdings eine heterogene Gruppenzusammensetzung (die sich durch die unterschiedlichen Fähigkeiten, Eigenschaften, Hintergründe, Lebensumstände der Kinder ergibt) voraus, in der jedes Kind in seiner Indivualität seinen Platz hat und entsprechend gefördert und aufgenommen wird.
- Elternarbeit: Die Sensibilisierung der Sorgeberechtigten sowie der Kontakt zu Förderstellen, Behörden und Institutionen (Jugendämter, Beratungsstellen für Migration etc.) bilden das Netzwerk in dem, gemeinsam mit der multiprofessionellen Betreuung innerhalb des inklusiven Kindergartens, ein bedürfnisgerechtes, gemeinsames Leben, Spielen und Lernen für alle Kinder möglich ist.
- Inklusives Spielen: Die Vielfalt in der Kindergruppe als Basis für übergreifendes Lernen und Spielen anzusehen und gemeinsam Spiel- und Lernsituationen schaffen. Das ist das Ziel inklusiven Spielens. Hierzu muss nicht unbedingt spezielles Equipment verwendet werden. Die unten beschriebenen Spielideen können in unterschiedlichen Varianten gespielt werden, um allen Kindern – entsprechend ihrer Fähigkeiten – das Mitspielen zu ermöglichen.
Inklusive Spielideen
Riech-Memo
Sensorische Erfahrungen bereichern den Kindergarten-Alltag und fördern die Wahrnehmung mit einfachsten Mitteln. Ein Riech-Memo kann durch den Jahreskreis hindurch individuelle Sinnesreize bieten und fördert das Erkennen von saisonalen Gerüchen. Sei es die winterliche Variante mit Zimt und Tanne, oder ein sommerliches Riech-Memo mit Gartenkräutern und Blumen.
Material: kleine Behälter (z. B. Filmdosen), Pflanzen und Kräuter
So geht’s: Die Pflanzenteile werden in den Filmdosen verstaut. Nun dürfen die Kinder nacheinander an den Dosen riechen und ihre Eindrücke schildern. Wer errät den Inhalt? Wer kennt welche Kräuter? (Hinweis: Im Vorfeld sollten mögliche Allergien abgeklärt werden, um eine Reaktion auf die Pflanzen zu vermeiden.)
Geschichten im Glas
Die Geschichten im Glas gehören fest zur Sprachförderung in Kindergarten und Kita. Durch den Jahreskreis gibt es viele verschiedene Vorlagen, die als Spiel, Sprechanlass oder kurze Beschäftigung zwischendurch verwendet werden können.
Material: Vorlage "Motive", Vorlage "Gläser", Klebestift, Schere, Laminiergerät (optional), Taschenlampe
So geht's: Beide Vorlagen farbig ausdrucken. Vorlage "Motive" dünn mit einem Klebestift bestreichen und dann die Vorlage mit den Gläsern abschliessend auf das erste Blatt aufkleben. Jetzt die einzelnen Quadrate ausschneiden. Die Gläser sehen nun leer aus. Hält man allerdings eine Taschenlampe hinter das aufgedruckte Glas, kommt das Motiv zum Vorschein!
Tipp: Doppelt ausgedruckt und verbastelt, entsteht ein ganz besonderes Memo-Spiel. Um das Spiel haltbarer zu machen, bietet sich das Laminieren an. Ausserdem sind die Karten ein ganz besonderer Sprechanlass für den Morgenkreis.
Bewegungsspiel: Kartoffeln ernten
Die „Kartoffeln“ werden mit unterschiedlichen Hilfsmitteln – abgestimmt auf die Fähigkeiten der einzelnen Kinder – geerntet. Ob hierbei der Kopf, die Hand, die Oberschenkel oder ein Löffel verwendet werden, hängt von den Kindern ab.
Material: Bälle, Sandsäckchen, Ballons, Kochlöffel, Ringe
So geht’s: Der Kartoffelacker beinhaltet die Bälle bzw. Säckchen. Er bildet den Startpunkt für die Kinder. Das Spiel kann allein oder im Team gespielt werden. In einem Abstand zum Kartoffelacker werden Ringe auf den Boden gelegt. Dort werden die geernteten Kartoffeln abgelegt. Die Kartoffeln werden von den Kindern geerntet und im Ring abgelegt.
Kreisspiel: Die heisse Kartoffel
Material: Eieruhr, Säckchen
So geht’s: Dieses Spiel eignet sich als Kreisspiel. Die Eieruhr wird nun auf eine bestimmte Zeit eingestellt. Danach wandert die Uhr in ein Säckchen. Das Säckchen wird jetzt schnell von einem Kind zum anderen weitergereicht, bis die Eieruhr läutet – dann ist die heisse Kartoffel fertig gebacken. Das Kind, bei dem die Uhr läutet, darf die nächste Aktivität im Kreis bestimmen.
Inklusionsorientierte Hinweise für die Kartoffelspiele:
Die Spiele lassen sich durch Varianten an die Gruppen anpassen. Sei es ein vibrierender Timer für die heisse Kartoffel, oder ein barrierefreier Parcours, der für die Kartoffelernte aufgebaut wird und überwunden werden muss.
Quelle für weitere inklusive Spiele: https://www.htj.de (Hessische Turnjugend)
Quellen und weiterführende Literatur:
https://www.familienhandbuch.de
https://www.ifp.bayern.de (Staatsministerium für Arbeit und Soziales, Familie und Integration)
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