Grünes Klassenzimmer – Natur erleben und lernen
Wenn das Wetter schön ist und es im Klassenzimmer zu warm und stickig wird, ist die Idee, den Unterricht nach draussen zu verlegen, sehr verlockend. Dazu kommt, dass Kinder und Jugendliche immer mehr Zeit in geschlossenen Räumen und vor Bildschirmen verbringen.
Das Konzept des Grünen Klassenzimmers ist dann genau das Richtige: Es verlagert den Unterricht nach draussen und eröffnet dadurch völlig neue Möglichkeiten, Natur und Lernen miteinander zu verbinden.
Was ist ein Grünes Klassenzimmer?
Doch was genau verbirgt sich hinter diesem Begriff? Das Grüne Klassenzimmer ist nicht nur ein Ort, an dem Unterricht im Freien stattfindet. Es ist eine pädagogische Methode, die darauf abzielt, die natürlichen Gegebenheiten und Ressourcen der Umgebung für den Lernprozess zu nutzen.
- Meist handelt es sich um einen ausserschulischen Lernort, an dem die Schülerinnen und Schüler die Vielfalt verschiedener Lebensräume und ökologischer Zusammenhänge kennenlernen können. In der Regel finden hier Kurse und Projekte statt, die Sie für Ihre Klasse buchen können. Häufig wird ein Grünes Klassenzimmer im Rahmen von Landesgartenschauen eingerichtet. So auch für die Landesgartenschau (LGA) 2026 in Ellwangen: Als Partner der LGA stattet Betzold das Grüne Klassenzimmer in Ellwangen mit Outdoor-Möbeln aus.
- Es gibt aber auch Schulen, die ein Grünes Klassenzimmer in unmittelbarer Schulnähe einrichten. Das hat den Vorteil, dass es auch spontan genutzt werden kann und Lehrerinnen und Lehrer eigene Projekte und Schul-AGs durchführen können. In den Pausen bietet der Raum eine hohe Aufenthaltsqualität und ist bei den Schülerinnen und Schülern auch in den regenerativen Phasen sehr beliebt. Was bei der Lage und der Ausstattung zu beachten ist, erfahren Sie hier.
Was lernen die Schülerinnen und Schüler im Grünen Klassenzimmer?
Im Fokus des Lernens stehen Lernziele aus dem Bereich Bildung für nachhaltige Entwicklung und die Förderung sozialer Kompetenzen.
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Naturwissenschaftliche Beobachtungen:
Inhaltlich stehen häufig naturwissenschaftliche Themen im Vordergrund: Das Grüne Klassenzimmer ermöglicht direkte Beobachtungen in der Natur. Die Kinder können beispielsweise Pflanzen- und Tierarten beobachten und bestimmen, die Zusammensetzung des Bodens untersuchen, Wetterbeobachtungen und -analysen durchführen und ökologische Zusammenhänge entdecken.
Die Umgebung eignet sich dabei ideal für forschendes Lernen: Die Schülerinnen und Schüler begreifen Zusammenhänge durch eigenständiges Erkunden, Entdecken und Experimentieren. -
Umweltbildung und Nachhaltigkeit:
Ein wichtiges Ziel des Unterrichts im Grünen Klassenzimmer ist es, das Bewusstsein für Umweltschutz und Nachhaltigkeit zu stärken. Die Schülerinnen und Schüler setzen sich direkt in der Natur mit der Natur und den menschlichen Auswirkungen auf diese auseinander. Durch diese Erfahrung gewinnen die Kinder ein tieferes Verständnis dafür, wie empfindlich und schützenswert unsere Umwelt ist. Themen wie Biodiversität, der Schutz von Lebensräumen oder die Auswirkungen des Klimawandels werden greifbarer und relevanter. -
Soziale Kompetenzen:
Viele Aktivitäten im Grünen Klassenzimmer erfordern Zusammenarbeit, sei es beim gemeinsamen Aufbau eines Naturprojekts oder bei der Durchführung von Gruppenexperimenten. Die Schülerinnen und Schüler lernen dabei, sich abzustimmen, Aufgaben zu verteilen und als Gruppe effektiv zusammenzuarbeiten. Sie dürfen Verantwortung für Teilbereiche eines Projekts übernehmen und trainieren in einer lockeren Atmosphäre ganz nebenbei, Meinungen zu äussern, klare Anweisungen zu geben und Kompromisse einzugehen.
Welche Vorteile hat das Lernen in der Natur?
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Mehr Kreativität
Die Natur bietet viel mehr sensorische Reize als ein Klassenzimmer. Das kann die Kreativität der Schülerinnen und Schüler anregen und sie beim Zeichnen, Schreiben oder dem Erstellen von Naturkunstwerken inspirieren. Die Eindrücke aus der Umwelt können auch dazu beitragen, kreativer zu denken und neue Lösungsansätze zu entwickeln. -
Bessere Konzentration
Der Aufenthalt in der Natur wirkt sich durch die Bewegung und die frische Luft positiv auf die Stimmung und die Konzentrationsfähigkeit der Kinder aus. -
Weniger Stress
Die Natur wirkt beruhigend und kann helfen, Stress abzubauen. Schon 20 bis 30 Minuten im Grünen senken den Cortisolspiegel im Körper (Quelle: Spiegel). -
Emotionale und soziale Entwicklung
Im Grünen Klassenzimmer haben die Schülerinnen und Schüler die Möglichkeit, sich von den Anforderungen des klassischen Schulalltags zu erholen, was ihre emotionale Balance stärkt. Zudem fördert die gemeinsame Zeit in der Natur das Gemeinschaftsgefühl und das Verständnis füreinander wie auch für die Natur. -
Motorische Fähigkeiten
Durch Bewegung im Freien werden die motorischen Fähigkeiten der Schülerinnen und Schüler gefördert. Sei es beim Wandern, Klettern oder einfachen Spielen – die Natur bietet zahlreiche Möglichkeiten, körperlich aktiv zu sein. -
Interdisziplinäres Lernen
Im Rahmen von Projekten lassen sich Inhalte aus verschiedenen Fächern oft gut miteinander verbinden. Beispielsweise können naturwissenschaftliche Themen mit Kunst oder Sprache kombiniert werden: Ein Ausflug in den Wald bietet sich für naturwissenschaftliche Beobachtungen an, die Sie mit kreativen Schreibaufgaben oder dem Erstellen von Kunstwerken verbinden. So wird der Unterricht abwechslungsreicher und schliesst verschiedene Blickwinkel ein. -
Problemlösungskompetenz
Herausforderungen, die in der Natur auftreten – sei es das Anpassen an Wetterbedingungen oder das Bewältigen unerwarteter Situationen – erfordern kreatives und flexibles Denken. Schülerinnen und Schüler lernen, Probleme zu erkennen und selbstständig Lösungen zu entwickeln.
Welche Herausforderungen gibt es?
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Wetterabhängigkeit
Wie bei allen Outdoor-Aktivitäten kann das Wetter zur Herausforderung werden, besonders, wenn die Kinder keine passende Kleidung dabeihaben. Eine Eltern-Info vorab ist deshalb sinnvoll. Bedenken Sie auch, dass manche Materialien bei Regen schwierig zu verwenden sind.
Ausserdem ist es gut, einen Plan B parat zu haben, sollte der Unterricht draussen tatsächlich gar nicht möglich sein. -
Zeitmanagement
Der Hin- und Rückweg sowie der Auf- und Abbau nehmen Ihnen Zeit von der Uhr. Für den Unterricht im Grünen Klassenzimmer bieten sich deshalb Doppelstunden an. Damit die Kinder nicht zu spät zur nächsten Stunde kommen, sollten Sie immer etwas Pufferzeit einplanen. -
Materialien
Überlegen Sie vorab, wie Sie die Lehr- und Lernmaterialien transportieren, die Sie verwenden möchten.
Wenn keine Tische vorhanden sind, sollten die Schülerinnen und Schüler Klemmbretter zum Schreiben bekommen.
Lage und Möbel für das Grüne Klassenzimmer
- Wenn ein Outdoor-Klassenzimmer an Ihrer Schule eingerichtet werden soll, ist eine der ersten Fragen: Wo?
Um den organisatorischen Aufwand möglichst klein zu halten, sollte der Weg nicht zu lang sein. Eine ruhige Lage etwas abseits, sodass die Schülerinnen und Schüler nicht abgelenkt werden, ist am besten geeignet. - Die Umgebung sollte möglichst vielfältige Lernmöglichkeiten bieten. Bäume, Sträucher, eine Wiesenfläche, vielleicht die Nähe zum Schulgarten und zu Biotopen sind ideal.
- Ein wichtiger Punkt ist Sonnenschutz. Wenn es keine oder zu wenige schattenspendende Bäume am Standort gibt, können Sonnensegel oder mit Kletterpflanzen bewachsene Pergolen Schatten spenden.
- Die Sitzgelegenheiten sollten in ausreichender Zahl vorhanden und standfest sein. Die DGUV gibt wichtige Hinweise, was in Bezug auf Sicherheit bei selbstgebauten Elementen zu beachten ist.
- Sinnvoll ist auch die Installation einer Tafel, um Arbeitsergebnisse oder -anweisungen notieren zu können. Kreidetafeln sind hier die beliebteste Variante, es gibt aber auch Whiteboards für den Aussenbereich.
- Zur Ausstattung können auch Lernmittel wie Lupen, Messinstrumente für Wetterbeobachtungen, Pflanzen- und Tierbestimmungsbücher und Gartenwerkzeuge für praktische Naturprojekte gehören.
Fazit
Ein Grünes Klassenzimmer ermöglicht es den Schülerinnen und Schülern, in einer natürlichen Umgebung zu lernen, die ihre kognitiven, sozialen und emotionalen Fähigkeiten fördert. Es trägt dazu bei, dass Schülerinnen und Schüler ein Verantwortungsbewusstsein für die Umwelt entwickeln. Die positiven Auswirkungen auf das Lernen, die Gesundheit und das Wohlbefinden der Kinder machen es zu einer guten Ergänzung des modernen Unterrichts.
Weiterführende Literatur
- Svenja Ernsten: Vom grünen Klassenzimmer bis zum Schulgarten, Auer Verlag, 2. Edition 2024.
- Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz: Umwelt im Unterricht: Aktuelle Bildungsmaterialien
- Martina Hoff: Das grüne Klassenzimmer. Das Schulgelände zukunftsfähig gestalten und nutzen, in: Schulmagazin 5-10, Friedrich Verlag, 3/2012.
- Grünes Klassenzimmer: Die Natur (be)greifen
- Universität Ulm: Grünes Klassenzimmer
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