Digitale Konzepte in der Kita einführen
„Das Wort "Digitalisierung" beschreibt die Veränderung unserer Gesellschaft durch stark verbesserte Produktionstechnologien, einen enormen Zuwachs an Möglichkeiten, Dinge selbst zu entwickeln und selbst herzustellen, die wachsenden Möglichkeiten für jedermann, zu programmieren und in Echtzeit rund um den Globus zu kommunizieren.“
Bostelmann, A. 2017
"Digitale Bildung ist Gemeinschaftsaufgabe"
Hier kann man sehen, dass Digitalisierung eine Mischung aus Fähigkeiten, Prozessen, Kommunikation und vielem mehr verstanden werden kann. Grundlagen, Aufbau, Vertiefung die dazu nötigen Fähigkeiten können jederzeit angefangen werden und in kleinen, absehbaren Schritten über einem längeren Zeitraum implementiert werden. In diesem Beitrag erfahren Sie mehr darüber, wie Sie anhand von grundlegenden Begriffen und Konzepten aus der IT (Informationstechnologie) die ersten Schritte machen können.
Das erfahren Sie in diesem Beitrag
- Der digitale Kindergarten
- Kindgerechte Übungen: Hindernisflug für den Bee-Bot
- Ein möglicher Ansatz: Das informatische Denken
- Relevanz des informatischen Denkens
- In 4 Schritten zu "Computational Thinking"
- Einbindung in Alltag und Bildungspläne
- Kompetenzen des 21. Jahrhunderts
- Fazit und Ausblick auf den digitalen Kindergarten
Der digitale Kindergarten
Zuerst sollten einige Vorurteile aus der Welt geräumt werden. Der digitale Kindergarten muss nicht bedeuten, dass die Räumlichkeiten vollgestopft mit wirrenden Robotern und unendlich vielen technischen Geräten sind und die Kinder nur noch vor dem Computer sitzen. Das ist natürlich ein mögliches Szenario. Der digitale Kindergarten kann aber auch bedeuten, dass die Kinder das nötige digitale Verständnis, die Begrifflichkeiten und relevante Konzepte beigebracht bekommen. „Es geht wie immer im Kindergarten darum, gemeinsam mit den Kindern die Welt zu entdecken, zu entschlüsseln und sich selber zu eigen zu machen.“
Die Rolle von Kindergärten und Kindertagesstätten
Wie bei allen Bildungsinstitutionen, spielen auch in Kindergärten und Kindertagesstätten die dort angestellten Erzieherinnen und Erzieher eine entscheidende Rolle dabei, welche Einstellungen und Haltungen gegenüber Themen den Kindern vermittelt werden. Welche Medien verwendet werden, wie sie angesprochen und eingeführt werden und wie qualitativ diese Methoden sind, spielt ebenfalls eine wichtige Rolle. Das bedeutet, dass eine offene, neugierige Einstellung der Digitalisierung gegenüber helfen kann, die Angst und Scheu vor Begegnungen mit Technologie zu reduzieren. Das trifft in gleichem Mass auf Kinder und Erwachsene zu, die gleichzeitig die Reise in eine zunehmende digitale Welt unternehmen. Es wird nicht erwartet, dass alle Erzieherinnen und Erzieher plötzlich Programmierexperte werden müssen, aber vielleicht können grundlegende Konzepte, wie zum Beispiel informatisches Denken, anhand von Aktivitäten eingeführt werden. Ohne dieses Grundwissen wird es schwierig, Ängste zu überwinden und weiterführende Kenntnisse aufzubauen.
Was ist nötig für Digitalisierung in frühkindlicher Bildung?
Es braucht:
- Beschäftigung mit Technik
- Methoden, damit Kinder und Erwachsene sich ein Verständnis vom Programmieren erarbeiten können
- das Verstehen des Algorithmusbegriffes
- Mut, um sich selbst einige Programmiersprachen anzueignen
- Wissen darüber, mit welchen Technologien die Dinge, die wir täglich konsumieren, hergestellt werden.
- die Erfahrung im Umgang mit Informationstechnologien und Medien.
- die Auseinandersetzung mit den Herausforderungen der Globalisierung
Kindgerechte Übungen: Der Bee-Bot-Hindernisflug
Material: Bee-Bot, transparente Rasterfolie für Bee-Bot, Vorlagen aus dem Download
So geht’s: Vorlagen für Bienenwabe, Wespe, Blume und Wiese in der gewünschten Anzahl ausdrucken und ausschneiden. Die einzelnen Bilder werden nun in die Taschen der Rasterfolie einsortiert. Mit den Vorlagen und der Folie entstehen ganz individuelle Parcours für den Bee-Bot.
Aufgabenstellung: Ziel dieser Aktivität ist es, den Beebot über die Wiese zu einer vorher festgelegten Anzahl Blumen zu bewegen. Nachdem die Blumen angesteuert wurden, steht als letzte Station die Bienenwabe an. Aber Achtung: Den Wespen muss ausgewichen werden.
Informatisches Denken: Ein möglicher Ansatz, digitale Konzepte einzuführen
Informatisches Denken und informatische Methoden beziehen sich auf Kompetenzen und Prozesse, die das Lösen von Problemen und Aufgaben steuern. Diese systematische Vorgehensweise ähnelt der Funktionsweise eines Computers bei der Zerlegung von Schritten in einzelne Prozesse.
Relevanz des informatischen Denkens
Informatisches Denken ist ein formelhafter Prozess, der Menschen helfen kann, komplexe Probleme zu navigieren und fokussiert zu bleiben, ohne den Überblick oder das Ziel zu verlieren.
Durch diesen Prozess lernen Kinder, wie man
- mit komplexen und unklaren Problemen umgeht
- kritisch denkt
- iterativ arbeitet (sukzessives Verfahren oder ausprobieren und testen, dann nochmals zurückgehen und verbessern)
- aus Misserfolgen lernt
- Untersuchungen nachgeht
- fundierte Entscheidungen trifft
In 4 Schritten zu Computational Thinking
Schritt 1: Zerlegung
Ist der Prozess, komplexe Probleme in kleinere, überschaubare Teile herunterzubrechen.
Das bedeutet, dass Probleme, die zuerst überfordernd aussehen, überschaubar und lösbar werden.
Schritt 2: Mustererkennung
Ist die Fähigkeit, zerlegte Probleme anzuschauen und Muster zwischen den zerlegten Einzelteilen zu erkennen.
Dieses Konzept ist unentbehrlich, um dichte Informationsmengen zu verstehen.
Schritt 3: Abstrahieren
Ist das Herausfiltern von überflüssigen und irrelevanten Details, um die allerwichtigsten Komponenten zu identifizieren.
Dies ermöglicht Menschen, Komplexität zu navigieren und die richtige Menge an Relevanz und Klarheit zu finden.
Schritt 4: Algorithmisches Denken
Ein Algorithmus ist ein Prozess oder eine Formel, um Lösungen herauszurechnen, Daten zu sortieren und Aufgaben zu automatisieren.
Algorithmisches Denken ist also der Prozess, einen Algorithmus zu entwickeln.
Der Problemlösungsprozess wird automatisiert, indem eine Reihe von systematischen, logischen Schritten kreiert wird.
Diese Schritte beinhalten eine definierte Menge von Input und produzieren eine definierte Menge von Output. Anders ausgedrückt: Festgelegte, vordefinierte Schritte führen zu einem Ergebnis, das den Erwartungen entspricht.
Ein konkretes Beispiel bietet hier das Video „Der Muffin Algorithmus“.
Für Erzieherinnen und Erzieher könnte informatisches Denken als Prozess wie folgt aussehen: Nehmen wir an, dass Sie nicht so recht wissen, wie Sie Digitalisierung im Kindergarten oder in der Kindertagesseinrichtung integrieren sollten. Das Thema ist sehr gross, vielfältig und teilweise abstrakt. Informatisches Denken kann hier ganz einfach angewendet werden, um dieses Problem zu lösen und um zu einem Ergebnis zu kommen.
Einbindung in die Bildungspläne
Schritt 1: Zerlegung
Wie gehen Sie das Thema Digitalisierung in der Tageseinrichtung an?
- Überlegen Sie, was Sie schon können und was Sie möchten.
- Überlegen Sie, was Sie den Kindern zutrauen.
- Überlegen Sie, wo und wie Sie sich fehlendes Wissen aneignen können.
Welche Produkte und Methoden gibt es?
Schritt 2: Mustererkennung
Welche Muster, oft verwendete Begriffe, Konzepte sind hierbei wichtig?
- in den Medien
- im Gespräch mit Kolleginnen und Kollegen
- durch Eltern oder Kindern in der Gruppe
Welche Ähnlichkeiten und Unterschiede haben diese Produkte und Methoden? (z. B. kein Bildschirm, Programmiersteine, Pfeile, usw.)
Schritt 3: Abstrahieren
Was ist wichtig? Was können Sie weglassen / ignorieren?
Schritte:
- recherchieren
- sammeln von Ressourcen
- vergleichen
Was müssen Sie wissen, um ein Produkt oder ein Konzept gezielt in der
Tageseinrichtung einzusetzen?
(Altersgruppe, Gruppengrösse, technische Ausstattung, usw.)
Schritt 4: Algorithmisches Denken
Welche systematischen, logischen Schritte werden Ihnen helfen, passende Lösungen festzulegen / zu implementieren?
- Gezielte Fragen und Wünsche formulieren
- Fokus festlegen und Ziele bzw. Prioritäten setzen
- Übungsmethoden / Produkte / Konzepte ausprobieren
- Reflexion
- Schritte wiederholen oder neues Thema angehen
Nach diesen Schritten, können Sie überlegen, ob Sie ein zufriedenstellendes Ergebnis für sich gefunden haben. Haben Sie Antworten zu den gestellten Fragen gefunden? Haben Sie ein besseres Verständnis über mögliche Methoden? Brauchen Sie weitere Informationen? Je nachdem, wie Sie die Fragen beantworten, können Sie jetzt anfangen Ihre Ideen zu implementieren oder Sie können die einzelnen Schritte nochmals durchgehen (mit weiterem Input, Ideen von anderen Menschen, usw.), um eine anderes Ergebnis zu erzielen. Das ist genau das, was ein Computer macht, wenn man eine Suchfunktion startet. Denn ohne passende Suchbegriffe werden keine passenden Suchergebnisse gefunden. Durch das Verwenden unterschiedlicher Suchbegriffe werden also immer wieder andere Suchergebnisse erzielt. Solche Denkprozesse und Schritte gehören auch in den digitalen Kindergarten!
Informatisches Denken vereint Kompetenzen
Natürlich soll das erarbeitete digitale Konzept für den Kindergarten oder die Kita auch Hand und Fuss haben, sprich in einem engen Bezug zu den Lehrplänen stehen. Dies lässt sich anhand der folgenden Grafik gut nachvollziehen. Die erste Säule zeigt Wissensbereiche oder Fächer, die in jeder Schule zu finden sind. Die zweite Säule zeigt die 4Ks (4 Kompetenzen), die als wichtig für das Leben in einer digitalen Welt gesehen werden. Die dritte Säule zeigt Charaktereigenschaften, die ebenso wichtig sind und die auch entwickelt und geübt werden sollen. Sie sind ebenfalls ein Teilbereich der „Digitalisierung“, weil sie für das Überleben in einer digitalen Welt als unentbehrlich gelten. Unterhalb der Grafik finden sich gezielte Begriffe, die besonders gut zu der Idee des informatischen Denkens passen.
Säule 1: Lesen und Schreiben / IT-Wissen / Staatsbürgerliche Bildung /
Säule 2: Kritisches Denken / Problemlösung / Kreativität / Kommunikation
Säule 3: Neugier / Initiative / Beharrlichkeit / Anpassungsfähigkeit / Leadership
Fazit und Ausblick
- Digitalisierung muss nicht zwangsläufig mit Bildschirmen und Geräten einhergehen.
- Man kann sich auf die Fähigkeiten, Kompetenzen und logische Schritte konzentrieren, die ebenfalls wichtig sind, damit sich Kinder in einer digitalen Welt zurechtzufinden.
DIGIBIZ: Lernorte für Pädagoginnen und Pädagogen an Schule und Kiga
Online und an unseren digitalen Bildungszentren (DIGIBIZ) in Ellwangen, Berlin und Schaffhausen bieten wir Fortbildungen für Lehrkräfte sowie Erzieherinnen und Erzieher zu digitaler Bildung an. Die Inhalte sind praxisnah und orientieren sich an den gültigen Bildungs- bzw. Lehrplänen.
Das aktuelle Kursprogramm und viele weitere Informationen finden Sie hier.
Sie können auch direkt eine individuelle schulinterne Lehrkräftefortbildung an Ihrem Lernort mit uns vereinbaren. Mindestvoraussetzung sind 6 Teilnehmende.
Schreiben Sie ganz einfach Ihre unverbindliche Anfrage und wir erstellen ein individuelles Angebot: [email protected]
Quellen:
- André Dalwigk: Der Muffin-Algorithmus | Algorithmen verstehen (Stand: 05.11.2020)
- Die Einführung digitaler Bildung in Kindertageseinrichtungen – am Beispiel von Dänemark Heidi Ingemann Jensen (Stand: 01.11.2020)
- Learning.com (Stand: 05.11.2020)
- World Economic Forum (Stand: 04.11.2020)
Noch mehr Informationen und Antworten auf die wichtigsten Fragen zur kindgerechten digitalen Bildung gibt es in unserem Berater
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