Die Schultafel im Wandel der Zeit
Von der Kreidetafel zum Touchscreen
Noch hat die altgediente Kreidetafel ihre Vormachtstellung als visuelles Hilfsmittel zur Vermittlung des Unterrichtsstoffs nicht verloren.
Aber im Zeitalter der Digitaltechnik haben interaktive Whiteboards und Monitore, Beamer und Tablet Computer Kreide und Tafel den Kampf angesagt!
Viele Ihrer Kolleginnen und Kollegen befürworten diese Entwicklung. Laut einer repräsentativen Befragung von Lehrkräften der Sekundarstufe I im Auftrag des Bundesverbands Informationswirtschaft, Telekommunikation und neue Medien e.V. (BITKOM) würde gern jeder Zweite häufiger elektronische Medien in den Unterricht mit einfliessen lassen. Als ein Hindernisgrund wird häufig die mangelnde technische Ausstattung angegeben.
Doch es geht nicht nur um die Ausstattung: Um das Potential der digitalen Medien, und hier besonders der interaktiven Tafeln, nutzen zu können, sind gute Einweisungen und eine Einarbeitungszeit unbedingt erforderlich. Dies geschieht im Moment in einem noch nicht ausreichenden Mass: 82% fordern in der BITKOM-Studie auf diesem Gebiet mehr Weiterbildungsmassnahmen.
Ist eine strukturierte und adäquate Einweisung in den Umgang mit der neuen Technik nicht gegeben, kann sie – nicht nur ältere – Nutzer leicht überfordern und so Hemmschwellen aufbauen. Dazu kommt, dass gerade mit der Anschaffung von interaktiven Whiteboards auch Zugang zu passendem Unterrichtsmaterial gewährleistet werden muss.
Die „Kreidezeit“ ist also noch nicht vorbei und die digitale Schule mit vernetztem Lernen noch längst keine Realität.
Vor- und Nachteile der Kreidetafel:
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Nutzerfreundlichkeit
Der grosse Vorteil von Kreidetafeln ist ihre simple Nutzung, zu der keine speziellen Kenntnisse vonnöten sind. Sobald Tafel und Kreide auf einen Vermittlungswilligen treffen, kann es losgehen. -
gute Haltbarkeit und vertretbare Kosten
Sie ist nicht anfällig, robust, sofort einsetzbar, im Vergleich zur technischen Konkurrenz preiswert und lange haltbar. -
Schüler können gut folgen
Durch die begrenzte Schreibgeschwindigkeit ist ein Unterrichtstempo gewährleistet, dem Schüler leicht folgen können. -
begrenzter Platz und keine Speichermöglichkeit
Ihre Möglichkeiten sind aber begrenzt: Sie bietet nur beschränkt Platz – einmal beschrieben, muss der Schwamm die Arbeit unwiederbringlich von der Tafeloberfläche tilgen. Benötigen Sie den Tafelaufschrieb jedoch noch, hilft nur der Vermerk „Bitte nicht wegwischen“, der für die Kolleginnen und Kollegen in den folgenden Stunden die Nutzfläche der Tafel einschränkt. Die Kreidetafel ist sozusagen ein Kurzspeichermedium :) -
Schüler nicht im Blickfeld
Während Sie an die Tafel schreiben, müssen Sie sich von der Klasse abwenden und verlieren den Blickkontakt zu Ihrem Publikum. Das ist aber meist ohnehin mehr damit beschäftigt, die Aufschriebe ins eigene Heft zu übertragen, statt dem Vortrag reflektiert zu folgen.
Zumindest konnte durch die Entwicklung staubarmer Tafelkreide das grosse Problem des Kreidestaubs minimiert werden.
Die Schultafel und ergänzende Vermittlungsmedien im Wandel der Zeit
Werfen wir einen Blick auf die Entwicklung von den Anfängen bis heute:
Die ersten Belege für Wandtafeln gehen auf das Jahr 1658 zurück. Johann Amos Comenius (1592-1670) verfasste das illustrierte Schulbuch Orbis sensualium pictus (Die sichtbare Welt in Bildern). In verschiedenen Ausgaben dieses Werks existiert eine Abbildung eines Klassenzimmers mit einer beschriebenen Wandtafel. Historiker gehen deshalb davon aus, dass Schultafeln, die mit Kreide beschriftet werden konnten, bereits in dieser Zeit verbreitet waren.
Dem Schotten James Pillans (1778-1864), seinerzeit Schulleiter an der Royal High School Edinburgh, wird die Erfindung der farbigen Schulkreide zugeschrieben. Wandtafel und Kreide waren also geboren und sind auch rund 350 Jahre später das Visualisierungswerkzeug Nummer eins im Klassenzimmer.
Im Laufe der Zeit traten ergänzende Vermittlungsmedien neben sie:
Der Diaprojektor zur Darstellung von Fotografien:
Zur Veranschaulichung von Objekten, die nur schwer auf eine Tafel gezeichnet werden konnten, verwendeten Lehrkräfte vor allem ab den 1960er Jahren Diaprojektoren. Die transparenten, meist unbeweglichen, Abbildungen in der Grösse 24×36 Millimeter konnten per Lichtquelle angestrahlt und auf eine helle Projektionsfläche gebracht werden.
So war es möglich, spezielle Pflanzen, architektonische Bauten und viele andere Objekte den Schülern bildlich darzustellen. Heute ist diese Technik fast gänzlich aus dem Klassenzimmer verschwunden, da die Kosten zur Herstellung von Diapositiven in keinem Vergleich mehr zur digitalen Bildgewinnung stehen.
Der Overheadprojektor zur Übertragung transparenter Folien:
Seit den 1970er Jahren bieten Overheadprojektoren für Lehrerinnen und Lehrer eine gute Möglichkeit, Lerninhalte schon vor der Unterrichtsstunde aufzubereiten und zu einem späteren Zeitpunkt schnell und problemlos zu präsentieren. In den neuen Bundesländern hatte sich für diese Geräte der Begriff Polylux etabliert. In der Schweiz wurden sie Hellraumprojektor genannt.
Sie sind auch heute noch weit verbreitet und kommen vielerorts im Klassenzimmer zum Einsatz. Dabei wird als Medium eine transparente Folie verwendet, die von einer Lichtquelle beleuchtet und der Inhalt mittels Linsen und Umlenkspiegel auf die Projektionsfläche abgestrahlt wird.
Der Videoprojektor zur Übertragung von TV-, Video- oder Computersignalen:
Verbunden mit einem weiteren Medium wie Computer, Video- oder DVD-Player oder Fernseher ermöglichen Videoprojektoren, die umgangssprachlich als Beamer bezeichnet werden, Bilder vergrössert auf eine Leinwand zu projizieren.
Ihren Weg in Schulen fanden sie, als die Technik ausgereifter und die Projektoren kleiner und bezahlbarer wurden.
Das Whiteboard als Nachfolger der Kreidetafel:
Ab 1990 hielten auch Whiteboards bzw. Weisswandtafeln Einzug ins Klassenzimmer. Mit ihnen wurde die Kreide durch spezielle Filzstifte ersetzt, den sogenannten Board-Markern. Das hatte den Vorteil, dass beim Säubern der Tafel kein Staub mehr anfiel.
Im ausserpädagogischen Bereich, wie z.B. in Büros, haben Whiteboards die Kreidetafel schon fast komplett abgelöst. Als Nachteil erweist sich allerdings oft die schlecht abwischbare Oberfläche. Ist das Geschriebene schon längere Zeit auf dem Whiteboard, lösen sich die Farbpartikel nur mit speziellen Reinigungsflüssigkeiten.
Das Interaktive Whiteboard – ein Medium mit vielen Funktionen:
Mit der Entwicklung der Digitaltechnik wurde Ende des vergangenen Jahrtausends das interaktive Whiteboard zur Visualisierung von Lerninhalten auf den Markt gebracht und findet seit einigen Jahren seinen Weg in immer mehr Klassenzimmer.
Dabei handelt es sich um eine digitale Tafel, die mit einem Computer verbunden ist. Der anzuzeigende Bildschirminhalt wird auf die weisse Fläche des Whiteboards mithilfe eines Beamers projiziert.
Der Vorteil dieser Geräte ist, dass die Inhalte per Hand oder mit speziellen Stiften durch eigene Aufschriften ergänzt werden können. So können Sie beispielsweise bei Powerpointpräsentationen Anmerkungen aktiv einzeichnen und das gesamte Tafelbild anschliessend digital speichern.
Die Technik erlaubt es, Audio- und Videodateien abzuspielen, wodurch die Verwendung zusätzlicher Geräte wie DVD-Player, Fernseher, Tageslichtprojektor, CD- oder MP3-Player nicht mehr erforderlich ist.
Zudem ist mit den Geräten der Zugriff auf das Internet möglich.
In jüngster Zeit geht die Entwicklung moderner, interaktiver Lernformen immer mehr in Richtung elektronisches Whiteboard für Lehrende und die Ausstattung von Lernenden mit einfacheren, kleinen Arbeitsgeräten, wie Netbooks oder Tablets.
An ausgewählten Universitäten und Schulen gibt es bereits die Möglichkeit, von der zentralen Stelle jederzeit auf die Arbeitsergebnisse der Schüler zu diesem Thema zuzugreifen, um diese in die Präsentation auf dem Whiteboard einzubinden.
Die Entwicklung von der Kreidetafel zum Touchscreen ist Ausdruck des menschlichen Fortschritts. Wie jede technische Neuentwicklung birgt sie sowohl Vor- wie auch Nachteile. Um das interaktive Whiteboard sinnvoll im Unterricht einsetzen zu können, müssen Fortbildungen und geeignetes Unterrichtsmaterial zur Verfügung stehen.
Letztendlich ist die digitale Technik auch nur ein Werkzeug wie die Tafel. Guter Unterricht wird von Lehrerinnen und Lehrern gemacht, die die zur Verfügung stehenden Werkzeuge zu nutzen wissen.
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