DaZ-Energizer für „Zwischendurch“
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In diesem Gastbeitrag von Barbara Reisacher finden Sie zahlreiche Tipps für Energizer, die Sie im DaZ-Unterricht verwenden können, damit Ihre Schüler mit Spass und Motivation bei der Sache sind.
Was sind Energizer?
Energizer sind kleine (spielerische) Einheiten, die schnell und meist ohne grosse Vorbereitung in den Unterricht eingebettet werden können. Sie werden vor allem dann eingesetzt, wenn Sie als Lehrperson merken, dass sich Ihre Sprachenlerner nicht mehr konzentrieren können, die Aufmerksamkeit verlieren oder einfach mal eine kurze Pause vom anstrengenden Grammatikunterricht brauchen. In diversen Fachartikeln und in zahlreichen wissenschaftlichen Fachbüchern für Deutsch als Zweitsprache (DaZ) wird häufig der gleichzusetzende Begriff „Aktivierungsspiele“ verwendet.
Weitere Aktivierungsspiele zur Gruppenfindung, Auflockerung oder zum Entspannen finden Sie hier.
DaZ-Energizer können in verschiedenen Formen angeboten werden:
- Sprache in Kombination mit Bewegung
- Energizer als Mini-Schreibaufgabe
- Reines Sprechen
Deswegen sind Energizer auch beim Sprachenlernern wichtig
Viele Lehrpersonen kennen Aktivierungsspiele aus ihrem eigenen alltäglichen Unterricht in Regelklassen. Auch in spontanen Vertretungsstunden sind kleine Energizer beliebte Methoden, denn sie benötigen kaum Vorbereitung und sind leicht ein- und umsetzbar. Grundlegende Sprachkenntnisse und ein elementares Sprachverständnis dürfen in Regelklassen jedoch vorausgesetzt werden.
Man darf aber nicht vergessen, dass auch beim Sprachenlernern in Kleingruppen, Deutsch- oder Übergangsklassen das Bedürfnis nach kurzen Verschnauf- und Bewegungspausen da ist. Erfahrungsgemäss fehlt diesen Schülerinnen und Schülern entweder die sprachliche Kompetenz oder der Mut, dieses Bedürfnis zu äussern.
Planen Sie Energizer deswegen automatisch in Ihren Unterricht ein – vor allem bei längeren Unterrichtseinheiten.
Energizer sind im Sprachunterricht wichtig, weil …
- … sie eine entspannte und aufgelockerte Sprechatmosphäre schaffen können.
- … Kinder das Gelernte durch Bewegung besser verinnerlichen können.
- … sie auf unterschiedliche Sprachniveaus angepasst werden können.
- … durch sie Sprechängste und -hemmungen abgelegt werden können.
- … sie mit wenig Erklärungen und sprachlichen Vorentlastungen durchführbar sind.
- … mit Fehlern in Spielsituationen meist auch humorvoller umgegangen wird.
Wichtig:
- Energizer bieten vielfältige Einsatzmöglichkeiten, weshalb der Fokus nicht immer auf einer Sprachanwendung liegen muss.
- Geben Sie daher auch den schwächeren Sprachenlernern Ihrer Gruppe/Klasse die Chance, sich mithilfe spracharmer oder gar sprachfreier Energizer unter Beweis zu stellen.
Das sollten Sie als Lehrperson beim Einsatz von Energizern grundlegend beachten
- Grundlegend gilt: passen Sie den Energizer an das Sprachniveau Ihrer Lerner an – das beste und lustigste Spiel ist wirkungslos, wenn es nicht verstanden wird!
- Erklären Sie den geplanten Ablauf und die dazugehörigen Regeln langsam und verständlich (hier könnte der Einsatz von Bildern und/oder dem Wörterbuch hilfreich sein)!
- Geben Sie während des Energizers klare und einfach zu verstehende Anweisungen!
- Seien Sie Teil des Spiels und spielen Sie – wenn möglich – mit: Sie stellen sich auf eine Ebene mit den Sprachenlernern und bieten diesen Phasen, in denen sie sich sprachlich nicht so sehr beobachtet und kontrolliert fühlen.
Aus der Praxis – für die Praxis: Beispiele für Energizer im DaZ-Unterricht:
1. Sprache in Kombination mit Bewegung:
-
Leseketten:
Jeder Lerner bekommt eine Aufgabenkarte. Diese ist mit zwei Informationen versehen: Oben auf der Karte steht eine Handlung, die der Schüler davor durchführt und unten ist die Handlung, die gemacht werden soll, wenn man selbst an der Reihe ist. Wenn alle den Inhalt ihrer Karte verstanden haben, beginnt derjenige mit der Start-Karte und führt die erste Aufgabe aus. Der zweite Lerner schliesst gleich daran an. So auch der dritte, vierte … so lange, bis alle ihre Aufgaben nacheinander erledigt haben. Ziel ist es, alle Handlungen fliessend und ohne grosse Pausen aneinanderzureihen.
Die DaZ-Lerner müssen dazu genau beobachten und lesen – und zwar die Aufgabe des Vorgängers und die eigene Aufgabe.
Auf Lehrermarktplatz.de (z. B. von Frau Sonnenglück), Zaubereinmaleins.de (unter Lesespiele/Bildlesespiele) oder 4teachers.de finden Sie Leseketten zu allen möglichen DaZ-Themen, die Sie ausdrucken, laminieren und sofort in Ihrem Unterricht einsetzen können – eine Registrierung ist jedoch notwendig. -
Eckenspiel:
In jeder Ecke Ihres Klassenzimmers stehen ungefähr gleich viele Schüler. Die Lehrperson ruft z. B. ein Nomen aus dem aktuellen Wortschatz, die Lerner sollen den Artikel dazu nennen. Der erste, der sich gemeldet hat, darf den Artikel sagen. Ist dieser richtig, geht er eine Ecke weiter. Wurde der Artikel falsch genannt, bleibt der Schüler stehen und derjenige, der sich als zweites gemeldet hat, darf seine Antwort sagen und ggf. eine Ecke weiter gehen. Ziel ist es, dass jeder Schüler wieder in seiner Start-Ecke ankommt.
Hier können Sie den Schwierigkeitsgrad durch einfache Massnahmen erhöhen (je nach Sprachniveau der Klasse):
Stufe 1: Die Sprachenlerner nennen nur den bestimmten Artikel des Nomens.
Stufe 2: Hier wird sowohl der bestimmte als auch der unbestimmte Artikel verlangt.
Stufe 3: Die Schüler sagen beide Artikel und die Plural-Form des Nomens.
Stufe 4: Hier können Sie den bestimmten Artikel, den unbestimmten Artikel, die Plural-Form und einen Beispielsatz verlangen. -
Bewegung „pur“:
Sie suchen sich zwei (oder auch mehr) Oberbegriffe aus dem bereits behandelten/aktuellen Wortschatz aus und schreiben diese mit einer dazugehörigen Bewegung an die Tafel (z. B. Obst – hüpfen / Gemüse – knien). Die Lerner bewegen sich frei im Raum und hören gut zu, denn sie müssen verstehen können, welches Wort Sie sagen. Wenn Sie beispielsweise „die Mandarine“ rufen, verknüpfen die Lerner diese mit Obst und hüpfen. Dieses Spiel lockert die Stimmung und kann für verschiedene Themen und Oberbegriffe eingesetzt werden.
Diese Oberbegriffe könnten Sie beispielsweise – je nach Alter und Wissensstand der Lerner – benutzen:
Obst – Gemüse
Tage – Monate – Jahreszeiten
Städte – Länder – Kontinente (z. B. die Herkunftsländer der SuS)
2. Energizer als Mini-Schreibaufgabe:
-
Zahlencodes:
Das Alphabet ist eines der ersten Lerninhalte des DaZ-Unterrichts. Somit eignet sich dieser Energizer für alle Lerner. Sie können die Regel in Sekundenschnelle erklären und an der Tafel visualisieren, denn A entspricht der Ziffer 1, B der Ziffer 2, C ist die dritte Ziffer usw. Das geht bis zur Zahl 26 – das wäre dann der Buchstabe Z. Und so geht es: Sie verpacken Wörter aus dem aktuellen Wortschatz als Zahlencodes, welche von den Schülern zu entschlüsseln sind.
Tipp 1: Auch hier kann ohne grossen Aufwand differenziert (und daran weitergearbeitet) werden:
Stufe 1: Sie bieten Ihren Lernern kurze Wörter zum Entschlüsseln an (die Artikel könnten daran anschliessend in der Gruppe oder in Einzelarbeit ergänzt werden)
Stufe 2: Hier könnten Sie schon etwas längere Wörter einsetzen (und deren Bedeutung im Wörterbuch nachschlagen und den Artikel herausfinden lassen).
Stufe 3: Sie könnten schon Drei- oder Vierwortsätze versuchen (und z. B. das darin enthaltene Verb konjugieren lassen).
Stufe 4: Es wäre möglich, ganze Sätze in Form einer Botschaft oder eines Wunsches zu verschlüsseln (z. B. Ich wuensche dir eine schoene Pause).
Tipp 2: Sie können diesen Energizer auch umkehren und den Schülern den Auftrag geben, Wörter/kleine Botschaften für die Mitschüler auf einem Blatt zu verschlüsseln, das Sie im Anschluss daran einsammeln. Sie könnten pro Stunde ein oder zwei Zahlencodes Ihrer Schüler entschlüsseln lassen. Die Kinder freuen sich, wenn ihr Code in den Unterricht integriert wird. -
DaZ-Bingo:
Die Schüler zeichnen ein von Ihnen vorgegebenes Feld in ihr Übungsheft (das könnte 3x3 oder 4x4 Felder umfassen). Sie diktieren 9 bzw. 16 Wörter aus dem aktuellen Wortschatz ohne Artikel. Die Lerner tragen dieses Wort mit Artikel in ein beliebiges Feld ein.
Sind alle Felder befüllt, werden die Artikel gemeinsam auf Richtigkeit geprüft und wenn nötig verbessert.
Danach startet die eigentliche Bingo-Phase: Sie lesen die Wörter in einer beliebigen Reihenfolge langsam vor. Währenddessen streichen die Lerner mit Bleistift die Wort-Felder in ihrer Tabelle durch. Hat ein Schüler 4 Felder nebeneinander, untereinander oder diagonal durchgestrichen, ruft er laut „BINGO“ und das Spiel ist beendet. Jeder möchte als erster „Bingo“ sagen. -
10-Wörter-Merktraining:
Sie bereiten schriftlich 10 Wörter vor, die Ihre Lerner bereits kennen. Diese Auswahl an Wörtern wird von Ihnen langsam und mit Pausen (ohne Artikel) vorgelesen. Die Schüler sollen sich alle Wörter merken. Erst nachdem Sie das zehnte Wort ausgesprochen haben, dürfen die Schüler mit aufschreiben beginnen.
Sie versuchen sich an alle Wörter zu erinnern. Die Lerner sehen im Merken aller Wörter eine Herausforderung. Je öfter man diesen Energizer einsetzt, desto mehr Wörter können sich die Kinder merken. Anfangs sind das vielleicht 4 bis 5 Wörter, dann schaffen sie schon 7 bis 8 Wörter und wollen dann alle 10 erreichen. Sie stellen also einen Fortschritt bei sich selbst fest.
Tipp 1: Eine schrittweise Erhöhung des Schwierigkeitsgrades könnte hier so aussehen:
Stufe 1: Sie suchen sich nur Nomen aus.
Im Anschluss an den Energizer könnten die Artikel und Plural-Formen ergänzt werden.
Stufe 2: Sie benutzen Nomen und Verben.
Im Anschluss könnten alle Nomen in der gleichen Farbe und alle Verben in der gleichen Farbe markiert werden.
Nomen wieder mit Artikeln und dem Plural ergänzen.
Verben: Konjugieren lassen
Stufe 3: Sie verwenden Nomen, Verben und Adjektive.
Im Anschluss an den Energizer könnten Sie Nomen, Verben und Adjektive farblich markieren lassen.
Nomen: unbestimmter/bestimmter Artikel und Plural
Verben: Konjugation
Adjektive: Steigerungen
Tipp 2: Sie können diesen Energizer auch umkehren und den Schülern den Auftrag geben, Wörter/kleine Botschaften für die Mitschüler auf einem Blatt zu verschlüsseln, das Sie im Anschluss daran einsammeln. Sie könnten pro Stunde ein oder zwei Zahlencodes Ihrer Schüler entschlüsseln lassen. Die Kinder freuen sich, wenn ihr Code in den Unterricht integriert wird. -
Wortarten-„Stadt-Land-Fluss“:
Um Zeit zu sparen, bekommen die Lerner eine bereits vorgefertigte und kopierte Blanko-Tabelle. Die Buchstaben-Drehscheibe könnten Sie unter die Dokumentenkamera legen, sodass der Buchstabe für die gesamte Gruppe sichtbar ist. Für diesen Buchstaben sollen die Lerner ein Nomen, ein Verb und ein Adjektiv finden. Sie werden sich wundern, auf welche Wörter Ihre Lerner kommen.
Eine Blanko-Vorlage der Tabelle finden Sie z.B. hier.
Drehscheiben gibt es im Betzold Online-Shop:
3. Reines Sprechen:
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Wimmelbild:
In Wimmelbildern stecken viele kleine Details, die man erst bei genauerem Hinsehen entdeckt. Legen Sie ein Wimmelbild passend zum aktuellen Thema unter die Dokumentenkamera und stellen Sie zudem die Frage: „Was siehst du?“. Hilfreich ist es, die Frage an der Tafel zu visualisieren.
Achtung: Die Frage „Was siehst du?“ verlangt immer den Akkusativ. Daher sollen die Lerner zunächst einzelne Wörter benennen (z. B. der Mann) und erst nach Behandlung des Akkusativs diesen gebrauchen (z. B. Ich sehe den Mann.). Sie können auch Fragen zum Bild stellen (z. B. Wie viele Hunde sind auf dem Bild?).
Kostenlose Wimmelbilder finden Sie beispielsweise hier.
Variation: Sie haben auch die Möglichkeit, Wimmelbilder einzusetzen, in denen bestimmte vorgegebene Gegenstände gefunden werden sollen.
Beispiele zum kostenlosen Download finden Sie hier. -
Fehlerbild:
Fehlerbilder sind so aufgebaut, dass ein Bild doppelt abgedruckt ist, jedoch in einem der beiden Bilder beispielsweise 10 Fehler eingebaut sind. Sie legen ein Fehlerbild unter die Dokumentenkamera und lassen Ihre Schüler zunächst die Fehler finden. Der wichtigere Teil an diesem Energizer kommt aber erst jetzt: Sie fordern die Lerner auf, in ganzen Sätzen zu beschreiben, wo die Fehler sind. Für Sprachanfänger sind Fehlerbilder ungeeignet, denn auch wenn die Fehler gefunden wurden, so können die Lerner nicht beschreiben, wo diese sind – das führt zu Frust und Sprechhemmungen. -
„Black Stories“:
Auch dieser Energizer eignet sich eher für fortgeschrittenere Sprachenlerner. Es handelt sich dabei um handliche Karten mit rätselhaften Geschichten und einem dazu passenden Bild auf der Vorderseite und deren Lösungen auf der Rückseite. Die Lerner bekommen von Ihnen lediglich das Rätsel vorgelesen und das Bild gezeigt. Durch das Stellen von ja-nein-Fragen sollen die Schüler den Fall Schritt für Schritt lösen. Nur Sie kennen die richtige Lösung und können – wenn nötig – auch kleine Hinweise geben, die die Schüler in die richtige Richtung lenken sollen.
Tipp: Planen Sie für diesen Energizer ein bisschen mehr Zeit ein, denn man kann nie voraussagen, wie viel Zeit Ihre Schüler benötigen, um zur richtigen Lösung zu gelangen.
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