Bücher, die Kindern mit einer LRS oder Rechenschwäche Mut machen
Wenn Schülerinnen und Schüler beim Erlernen des Lesens, Schreibens oder Rechnens Schwierigkeiten haben, wird oft viel getan, um der Schülerin bzw. dem Schüler zu helfen. Es wird eine individuelle Unterstützung gesucht oder lerntherapeutische Förderung in Anspruch genommen. Es folgen Gespräche mit Lehrkräften, Eltern und immer wieder wird über das gesprochen, was gerade nicht so gut klappt.
Aber was ist, wenn eine Rechenschwäche bzw. Dyskalkulie oder eine Legasthenie (Lese-Rechtschreib-Schwäche) vorliegt?
Wie kann ich dies meinem Kind oder meinen Schülerinnen und Schülern in der Klasse so erklären, dass wir ganz offen über die Schwächen und Stärken eines Jeden reden können?
Wie können Lehrerinnen und Lehrer Lese-Rechtschreib-Schwierigkeiten oder Rechenschwierigkeiten gut im Unterricht thematisieren ohne das Kind blosszustellen?
Wer stärkt das Kind emotional und zeigt ihm auf, dass es okay ist, bestimmte Dinge nicht so gut zu können?
Ich möchte hier einige Bücher vorstellen, die die Themen LRS und Rechenschwäche aufgreifen, um Schülerinnen und Schüler zu stärken und ihnen aufzuzeigen, dass sie mit ihren Herausforderungen nicht alleine sind. Ich stelle Bücher vor, die sich gleichermassen zum Vorlesen, aber auch Selberlesen eignen, die humorvoll und spannend sind, aber auch zum Nachdenken anregen.
Folgende 8 Bücher haben alle das gleich Ziel: Sie machen Mut, sie sensibilisieren, lenken den Fokus auf die Stärken und regen zum Nachdenken an. Sie zeigen auf, wie unterschiedlich wir doch alle sind und dass unsere kleinen und grösseren Schwächen uns trotzdem liebenswert und einzigartig machen.
Welche Vorteile haben Bücher und Geschichten?
- helfen mit Verunsicherung besser klar zu kommen
- haben eine tröstende Wirkung
- helfen, sich der eigenen Ressourcen und Stärken bewusst zu werden
- zeigen auf, dass Kinder mit ihren Lernschwierigkeiten nicht alleine sind (Identifikationsfigur)
- geben Mut und Zuversicht
- zeigen auf, dass Eltern und Kinder Einfluss nehmen können
Die Altersempfehlungen und Schwerpunkte der Bücher habe ich jeweils im Fazit aufgenommen. Für den Themenbereich Dyskalkulie/Rechenschwäche gibt es leider noch viel weniger Bücher als für Lese-Rechtschreibschwierigkeiten. Aber unabhängig davon, wo die Schwierigkeiten liegen, der Fokus dieser Bücher liegt darauf, Mut und Zuversicht zu geben.
Fuffi der Wusel von Tim-Thilo Fellmer
In dieser Geschichte werden nicht explizit Lernschwierigkeiten thematisiert, es geht jedoch ums “Anderssein” und um die Freundschaft von zwei Fantasiefiguren, Fuffi und Fauzie. Fauzie ist Fuffis bester Freund und hat keine rote Locke am Bauchnabel, wie sonst alle anderen Wusel. Fauzie leidet unter dieser Situation und vertraut sich seinem Freund an, der ihm Mut zuspricht.
Tim Thilo Fellmer schrieb das Kinderbuch aufgrund seiner eigenen Erfahrung mit Lese-Rechtschreib-Schwierigkeiten. Er hat erst als Erwachsener mit Engagement den Umgang mit der Schriftsprache gelernt. Heute ist er Buchautor, Verlagsinhaber, ausserdem Legakids und AlphaProf Botschafter.
Empfehlenswert für alle, die das Thema “Anderssein” aufgreifen möchten und dabei nicht explizit eine LRS oder Rechenschwäche thematisieren möchten. Für alle, die aufzeigen möchten, dass doch jeder von uns neben seinen Schwächen auch ganz wundervolle Stärken hat und wie wichtig es ist, einen guten Freund zu haben, der einem Mut macht.
Zum Vorlesen und Selberlesen für Grundschüler geeignet.
Altersempfehlung: ab 5 Jahre.
Annika und der Lesehund von Lisa Papp
Ein sehr liebevoll gestaltetes Buch über Annika, der Lesen einfach unheimlich schwer fällt. Das Buch beginnt mit den Worten “Lesen ist doof. Bücher lesen ist doof. Zeitschriften lesen ist doof”. Besonders schwer fällt Annika das Vorlesen in der Klasse, denn die anderen Mitschülerinnen und Mitschüler lachen sie aus. Die guten Leser bekommen einen Sternchen- Sticker, Annika nur ein Herz, was bedeutet, versuch es nochmal. Inständig wünscht sie sich, dass sie endlich auch mal einen Stern bekommt.
Eines Tages nimmt ihre Mama sie mit in die Bibliothek, dort lernt sie Bonnie, einen grossen weissen und unheimlich flauschigen Hund kennen. Wie Bonnie ihr hilft, Freude am Lesen zu entwickeln wird im Buch in der Ich-Form und mit vielen wunderschönen Bildern erzählt. Denn Bonnie hört einfach zu und lacht Annika nicht aus.
Mehr Informationen zum Thema "Leseförderung mit Hund" erhalten Sie hier.
Das Buch eignet sich sehr gut für die Primarschule und auch zum Vorlesen für daheim. Durch die sehr ansprechenden Bilder von Annika und Bonnie fühlt man sich sofort in die Situation von Annika hineinversetzt und man erlebt “hautnah” wie sehr Bonnie Annika Trost spendet und Mut zuspricht.
Auch empfehlenswert: Annika und der Lesehund im Tierheim.
Altersempfehlung: ab 4 Jahre.
Anna, Peter und Lund, der Lese-Rechtschreib-Hund von Kathrin Klingebiel und Eva Lunzer
Ein sehr ansprechendes Bilderbuch mit Anna und Peter, beide 8 Jahre alt, die grosse Schwierigkeiten beim Lesen und Schreiben lernen haben. Ihre Mitschülerinnen und Mitschüler machen sich über sie lustig und Lernen macht beiden überhaupt keinen Spass mehr, bis sie eines Tages Lund, den blauen Lese-Rechtschreib-Hund kennenlernen. Er ist für sie da und begleitet sie in den folgenden Wochen vom Besuch bei der Psychologin bis hin zur lerntherapeutischen Förderung.
Das Bilderbuch erklärt auf verständliche Art und Weise, wie sich Lese-Rechtschreib-Schwierigkeiten äussern, wie es Kindern damit in der Schule geht und welche Ängste und Sorgen sie begleiten.
Neben der schulischen Situation wird leicht verständlich erklärt, wie eine individuelle Förderung aussieht. Auf der beiliegenden CD-Rom erhalten Lehrer und Eltern weitere Hintergrundinformationen zur Diagnostik, zur Lerntherapie und viele wertvolle Informationen.
Das Buch eignet sich sehr gut zum Vorlesen und für den Einsatz im Unterricht oder in der Lerntherapie. Der Lese-Rechtschreib-Hund Lund ist ein treuer Begleiter und lässt die beiden Schüler nicht alleine. Mit der beiliegenden CD bekommen Eltern und Lehrkräfteer wertvolle Hintergrundinformationen zum Thema Legasthenie.
Altersempfehlung: ab 8 Jahre.
Mea und die Meeresschildkröten – Keine Angst vor dem Rechnen von Hans-Ulrich Zoller
Wenn Schülerinnen und Schüler eine Rechenschwäche oder Dyskalkulie haben, ist es nicht so einfach, Bücher zu finden, die das Thema in einer Rahmengeschichte aufgreifen und den KindernSchülern aufzeigen, dass sie mit ihren Rechenschwierigkeiten nicht alleine sind.
Mea und die Meeresschildkröten schliesst diese Lücke und erzählt auf sehr liebevolle Weise von Mea, die auf einer kleinen Nordseeinsel lebt und gerne am Strand mit ihrer Freundin spielt. Nur Mathe bereitet ihr immer wieder Bauchschmerzen. Mea lernt zum Glück den alten Kapitän kennen, der ihr aufzeigt, welche wunderbaren Schätze in ihr stecken. Mea lernt mit ihren Rechenschwierigkeiten besser umzugehen und findet heraus, dass sie mit Beharrlichkeit, Geduld und Ausdauer ganz viel erreichen kann.
Mit den ansprechenden Bildern fühlt der Leser/die Leserin sich sofort in Mea hineinversetzt. Mea lernt, dass sie den Matheschwierigkeiten nicht machtlos gegenübersteht. Genauso wie die Meeresschildkröten viel Zeit für ihre Wanderungen benötigen, braucht Mea viel Geduld und Ausdauer beim Aufbau von mathematischen Grundlagen. Eine Geschichte, die Mut macht.
Altersempfehlung: ab 7 Jahre.
Linkslesestärke von Anja Janotta
Das Buch macht Lust auf mehr. Schon die ersten Zeilen haben mich und meine Schülerinnen und Schüler zum Schmunzeln gebracht.
Mira geht in die 3. Klasse und kann sich Namen überhaupt nicht merken, bei ihr heissen Kinder “die Fiese”, “die Schüchterne” oder “längster Freund”. Mira verwechselt hat eine Lese-Rechtschreib-Schwäche, verwechselt ständig Buchstaben und sehnt sich dringend nach einer besten Freundin.
Wir erleben mit Mira die Höhen und Tiefen ihres Schulalltages, mit lustigen Wortspielen und Buchstabend Drehungen (einige sind ganz schön kniffelig für Grundschülerinnen und -schüler)
Es ist toll, wie aus einer Rechtschreibschwäche eine Linkslesestärke gezaubert wurde und man sich so dem Thema sich sehr positiv nähert und aufzeigt, wie es Schülerinnen und Schülern mit Lese-Rechtschreib-Schwierigkeiten im Alltag ergeht, wie sie aber auch lernen, ihre Stärken zu entdecken.
Zu Linkslesestärke gibt es noch einen zweiten Band (Linkslesemut) der ebenfalls empfehlenswert ist. Beide Bücher können unabhängig voneinander gelesen werden.
Altersempfehlung: ab 9 Jahre.
Geheimnisvolle Nachrichten von Aygen-Sibel Çelik
Wo doch oft nur Mädchen als Protagonisten in einem Buch mit einer LRS vorkommen, handelt dieses Buch von Eric, einem 10-jährigen Jungen, der im Deutschunterricht nur ein leeres Blatt statt eines Aufsatzes zum Thema “mein schönster Frühling” abgibt. Eric ist verträumt und mit seinen Gedanken oft woanders. Seine Mutter schleppt ihn von einem Experten zum nächsten und so bekommt er ständig neue Diagnosen zugeschrieben. Das mit der Lese-Rechtschreib-Schwäche stimmt aber tatsächlich.
Als er auf dem Nachhauseweg überlegt, ob er den Aufsatz nicht besser vor seiner Mutter verheimlichen soll, findet er eine geheimnisvolle Nachricht. Es ist ein kleiner zerknitterter Zettel, der auf dem Gehweg liegt. Was es damit auf sich hat? ..Ssei gespannt.
Das Buch ist nicht nur ein Kinderbuch, sondern auch ein Buch für Eltern. Es sensibilisiert und bringt einem zum Nachdenken. “Geheimnisvolle Nachrichten” zeigt auf, dass Kinder nicht immer in ein Schema oder in eine bestimmte Schublade passen (müssen). Es eignet sich zum Sselberlesen und kann auch gut im Unterricht besprochen werden.
Altersempfehlung: ab 9 Jahre.
Wie ein Fisch im Baum von Lynda Mullaly Hunt
"Jeder ist auf seine Weise klug. Aber wenn du einen Fisch danach beurteilst, ob er auf einen Baum klettern kann, wird er sein ganzes Leben glauben, er sei dumm." (S.180)
Dieses Zitat beschreibt das Buch in wenigen, aber sehr treffenden Worten, denn genau so fühlt sich die 11-jährige Ally, die wie ihr älterer Bruder Travis Legasthenie hat. Ally schämt sich für ihre Schwierigkeiten beim Lesen und Schreiben und die Lehrer stempeln sie als faul und aufsässig ab. Sie ist eine regelrechte Aussenseiterin und war bisher an 7 verschiedenen Schulen, dabei möchte sie einfach nur dazugehören.
Ally fühlt sich alleine und nicht verstanden, bis Mr Daniels ihr neuer Klassenlehrer wird. Er erkennt, welche Talente in Ally stecken und unterstützt sie beim Lesen und Schreibenlernen. Ally begreift, dass sie alles schaffen kann, wenn sie es wirklich möchte.
Das Buch hat knapp 300 Seiten, ist aber in einer gut verständlichen Sprache geschrieben. Es empfiehlt sich aufgrund der Länge weniger zum Vorlesen, aber Auszüge davon können auch gut im Unterricht thematisiert und besprochen werden.
Altersempfehlung: ab 12 Jahre
Hühner dürfen sitzenbleiben
Tipp von Sabine Walker
Lerntherapie Reutlingen – Lerntherapie – Dyskalkulie AD(H)S
Das Buch "Hühner dürfen sitzen bleiben" vermittelt auf einfühlsame Weise, dass Lernschwierigkeiten wie Rechenschwäche den Wert eines Kindes nicht bestimmen. Peter, der sich zunächst von seinen Eltern missverstanden fühlt, findet Zuflucht bei seiner liebevollen Oma. Diese Beziehung gibt ihm Raum, seine eigenen Stärken zu entdecken und trotz Schwierigkeiten wieder Mut zu fassen. Bewegend ist, dass Peter die Zahlen nie ganz aufgibt, sondern immer wieder den Mut findet, sich mit ihnen auseinanderzusetzen. Das Buch zeigt eindrücklich, dass Herausforderungen kein Grund sind, komplett aufzugeben, und dass Unterstützung und Akzeptanz entscheidend sind.
Für die Eltern vermittelt die Geschichte eine wertvolle Botschaft: Druck und negative Urteile helfen nicht weiter. Vielmehr zeigt das Buch, wie wichtig es ist, Kinder auf Augenhöhe zu verstehen und ihnen Raum zur Entwicklung zu geben. So hilft die Geschichte nicht nur Kindern, sondern auch Eltern dabei, den richtigen Umgang mit schulischen Herausforderungen zu finden und gemeinsam mit ihren Kindern neue Wege zu gehen.
Altersempfehlung: ab 8 Jahre.
Es ist so wichtig, Schülerinnen und Schülern aufzuzeigen, dass sie mit den Lernschwierigkeiten nicht alleine sind und ihnen Mut zu machen.
Diese Bücher sind eine wunderbare Möglichkeit über die Themen LRS und Rechenschwäche zu sprechen und aufzeigen, dass Kinder damit nicht alleine sind.
Auch eine schwere Tür hat nur einen kleinen Schlüssel nötig.
Hier habe ich weitere Tipps zusammengestellt, um Schülerinnen und Schüler emotional zu stärken. Fangen wir doch heute gleich an und zaubern Kindern ein Lächeln ins Gesicht.
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