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Arbeit 4.0: Was bedeutet dies für die Schule?
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Das Thema „Arbeit 4.0“ wird seit mehreren Jahren diskutiert und oft scheint es, als ob dies nur ein Thema für die Politik, Unternehmen oder Wirtschaftsphilosophie wäre. Doch was bedeutet dieses Thema für Lehrkräfte, Lernende und unser Bildungssystem?
Bevor die Hoffnung aufkommt, dass in diesem Blog-Beitrag eine allgemeingültige Lösung für den Umgang mit der Digitalisierung, dem Blick auf die Industrie 4.0, das Lernen 4.0 und der Arbeit 4.0 formuliert wird: dies geschieht nicht.
Bei der Vielzahl von Themen, die mit den vorher genannten Begriffen einhergehen, möchte ich jedoch erste Gedanken zum Thema „Arbeit 4.0“ anstossen und darstellen, wie sich aus meiner Sicht Lehrkräfte aller Schulformen mit diesem Thema befassen können.
Arbeit 4.0 und die digitale Veränderung
Grob zusammengefasst umfasst der Begriff „Arbeit 4.0“ jegliche Veränderungen der Arbeitsformen sowie der Arbeitsverhältnisse, bei der die Digitalisierung ihren Anteil hat. Anfangen kann man auf den ersten Blick mit einfachen Veränderungen wie einem Home-Office oder mobilen Arbeitsplatz.
Wenn man dies jedoch weiterdenkt, dann wird man schnell auf neue Unternehmensstrukturen sowie Arbeitsmodelle, Änderungen im Arbeitsrecht und sozialgesellschaftliche Veränderungen aufmerksam. Viele Inhalte, die nicht nur Unternehmen oder ArbeitnehmerInnen beschäftigen, sondern auch Lehrkräfte aller Bereiche interessieren.
Die unterschiedlichen Anknüpfungspunkte decken eine Vielzahl von Unterrichtsfächern ab, denen Lernende während ihrer Schulzeit begegnen.
Neben der Digitalisierung und der technischen Veränderung, geht somit auch eine inhaltliche Veränderung einher, auf die man sich und seine SchülerInnen vorbereiten muss.
Das lebenslange Lernen spielt in einer sich ständig verändernden digitalen Welt eine zentrale Rolle. Und zu lehren wie man lernt, das ist eine Aufgabe der Lehrkräfte jeder Schulform.
Allgemeingültigkeit der digitalen Veränderung
Mittlerweile sollte Einigkeit darin bestehen, dass die Digitalisierung des Alltags nicht aufzuhalten ist. Somit ist es eine Einstellungssache, wie man damit umgeht. Man kann sich in Dystopien verlieren oder optimistische Sichtweisen auf die vielfachen Bereiche legen. Dies soll keinen unkritischen Umgang, aber eine reflektierte Auseinandersetzung mit der Thematik fördern.
Die Schwierigkeit besteht darin, die unterschiedlichen Lebensbereiche und Kulturen zu bedenken. Bei dem im Vorfeld genannten Beispiel Home-Office bedarf es nicht nur einer gewissen Selbstdisziplin, um seiner Arbeit in den eigenen vier Wänden auch tatsächlich nachzukommen. Es treten beispielsweise auch Fragen nach dem Datenschutz, Zugriff auf Daten, der Haftbarkeit sowie Risiken auf. Und das nicht nur mit Blick auf ArbeitnehmerInnen, sondern auch die ArbeitgeberInnen müssen sich neuen Aufgaben und Arbeitsmodellen sowie Unternehmensstrukturen stellen.
Dennoch haben uns die letzten Jahrzehnte auch viele positive Beispiele in der digitalen Veränderung gebracht, die wir jetzt nicht mehr hinterfragen können und möchten, sondern gerne in unserem Alltag integriert wissen. Beispiele wie die Entwicklung des Internets für die Allgemeinheit, Ampelsysteme, medizinische Instrumente, Smartphones, Kameratechnik und vieles mehr, was wir tagtäglich nutzen, dienen ebenfalls zur Nutzung im Unterrichten verschiedenster Fächer.
Lehre und Wirtschaft
Schauen wir uns mal die Schule als Beispiel für die Lehre im Allgemeinen an. Wir beginnen mit der pädagogischen Erziehung und der Vermittlung von Grundwerten und Wissen unterschiedlichster Art in Kindergarten und Primarschule.
Ab den weiterführenden Schulen beginnt doch neben der pädagogischen Erziehung sowie der Wissensvermittlung auch die konkrete Vorbereitung auf die Arbeitswelt.
Selbstverständlich ist dies im frühen Stadium noch unterschiedlich ausgeprägt. Jedoch wird in höheren Klassenstufen und weiterführenden Schulformen deutlich, dass die Vorbereitung auf die Arbeitswelt durch beispielsweise Praktika auch eine steigende Relevanz erhält.
Die Verbindung von Schule und Wirtschaft ist somit nicht wegzudenken. Und damit geht einher, dass es eine Veränderung der Lehre geben muss, wenn es eine Veränderung im alltäglichen Leben gibt. Sprich: Die Digitalisierung des Alltags fordert die Digitalisierung der Bildung.
In den Diskussionen um die Digitalisierung zeigen sich auch die Ängste sowie Abneigungen vieler Lehrkräfte.
Sei es beispielsweise aufgrund des zu erwartenden Arbeitsaufwands, allgemeiner Überforderung bei der Thematik oder der Meinung, dass die Digitalisierung nicht für das eigene Unterrichtsfach relevant sei.
Arbeit 4.0 und der Unterricht
Ob das Thema „Arbeit 4.0“ nun für jedes Unterrichtsfach relevant ist, kann zur Diskussion gestellt werden. Ich sehe jedoch eine grosse Relevanz für die Unterrichte in den Bereichen Informatik, Sprachen sowie der Soziologie. Dies bedeutet aber auch nicht, dass bisher vermittelte Inhalte dadurch ersetzt werden sollen. Eine gute Integration von Inhalten ist hier langfristig erstrebenswert.
„Arbeit 4.0“ und „Digitalisierung“ im Unterricht
Informatik: Digitale Strukturen, auch für die Primarschule
Der Begriff der Informatik liegt auf der Hand und soll hier daher allgemein betrachtet werden. Es handelt sich nicht nur um das Erlernen von Programmiersprachen, wie es bereits in höheren Schulformen oftmals geschieht. Es sollte langfristige die gesamte Digitale Bildung abgedeckt werden.
Für den Kindergarten, die KiTa und die Primarschule gibt es mittlerweile diverse Lehrmittel, welche den Kindern informationstechnische Strukturen sowie Abläufe spielerisch und analog vermitteln. Es lohnt sich also auch hier, erste Inhalte zu thematisieren, auf denen später aufgebaut werden kann.
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Mit Blick auf die Binnendifferenzierung können später, neben unterschiedlichen Zugängen über Unterrichtsmaterialien, auch unterschiedliche Zugänge über die generelle Auseinandersetzung, beispielsweise der Konstruktion oder Programmierung von Robotern oder Systemen, umgesetzt werden. Der Bereich ist viel umfassender und bietet viele didaktische Möglichkeiten.
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Sprachen: Global und respektvoll
Die Auseinandersetzung mit informationstechnischen Systemen verpflichtet zu einem sicheren Umgang mit der englischen Sprache. Dies bedeutet nicht, dass auf Englisch unterrichtet wird oder nur englische Begriffe verwendet werden. Jedoch gibt es hier viele englische Bergriffe, die global genutzt werden und daher korrekt eingesetzt werden müssen.
Aber weg von der englischen Sprache: Durch die Digitalisierung ändert sich auch der Umgang und die Kommunikation untereinander, da wir über neue und sich stetig ändernde Kanäle kommunizieren.
Es kommt also die Frage auf, wie ich mich beispielsweise in einem Firmen-Chat, Video-Call oder in einer E-Mail sicher und respektvoll verständige. Dies kann auch in unterschiedlichen Situation, realitätsnahen Unterrichten nachgestellt werden und Lernende somit stärken.
Ob sie dazu das Smartphone, Computer oder Tablets nutzen, das ist hier ihrer Fantasie überlassen.
Soziologie: Arbeitsrecht und Arbeitnehmerschutz
Durch die Flexibilität in Bezug auf Arbeitsplatz und Arbeitszeit zeigen sich neue Bedürfnisse im Umgang mit dem Arbeitsrecht. Bei diesem wird aktuell noch von einem festen Arbeitsort und einer festen Arbeitszeit ausgegangen.
Hier sind Lehrkräfte gefragt, um den Lernenden die Neuerung im Arbeitsrecht zu vermitteln, um diese auf die unterschiedlichen Arbeitsmodelle vorzubereiten.
Einhergehend ist auch die Frage des Datenschutzes und des Arbeitsrechts zu stellen, da Arbeitgeber auch neue Möglichkeiten der Arbeitnehmerüberwachung durch beispielsweise tragbare Geräte nutzen und dadurch eventuell Nutzerprofile erstellen können.
Der Umgang mit diesen personenbezogenen Daten ist nicht immer einfach zu beantworten, aber ein Thema, welches für die sichere gesellschaftliche Teilhabe immer relevanter werden wird.
Dies sollen nur erste Denkanstösse sein, um eine erste Integration von sich veränderten gesellschaftlichen Prozessen, besonders der Arbeitswelt, in Unterrichtsszenarien zu ermöglichen. In zukünftigen Blog-Beiträgen werde ich einzelne Themen genauer betrachten und zur Diskussion stellen.
Links zu diesem Thema
https://www.bmas.de/DE/Service/Publikationen/Broschueren/A872-gruenbuch-arbeiten-vier-null.html
https://www.bmas.de/DE/Service/Publikationen/Broschueren/a883-weissbuch.html
https://www.bildung-forschung.digital/index.html
http://www.arbeitenviernull.de
https://www.mittelstand-digital.de/MD/Navigation/DE/Home/home.html
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