Adultismus im Kindergarten: Machtstrukturen in der pädagogische Praxis
Adultismus ist ein Begriff, der ein oft übersehenes Phänomen beschreibt: Die systematische Diskriminierung von Kindern durch Erwachsene aufgrund ihres Alters. In Kindergärten kann sich diese Ungleichheit in der alltäglichen Interaktion und in den Strukturen, die den Kindern selten Mitsprache ermöglichen, zeigen. Dabei können diese unbewussten oder bewussten Machtspiele zu einem Gefühl der Minderwertigkeit und Ohnmacht bei Kindern führen. Doch wie kommt Adultismus im Alltag vor und welche Auswirkungen hat er auf die kindliche Entwicklung?
Was ist Adultismus?
Adultismus ist ein Begriff, der das ungleiche Machtverhältnis zwischen Erwachsenen und Kindern beschreibt. Dieses Ungleichgewicht resultiert in einer möglichen Diskriminierung von Kindern, da Erwachsene aus unterschiedlichen Gründen die Kontrolle über Entscheidungen, Regeln und den Alltag haben. Diese Form der Diskriminierung zeigt sich in vielen Aspekten des Alltags, und kann auch in pädagogischen Einrichtungen wie Kindergärten oder Kitas vorkommen.
Typische Erscheinungsformen in der Praxis
Adultismus kann in der Art und Weise auftreten, wie mit Kindern kommuniziert wird. Beispielsweise wird dann mit Kindern in einem Ton gesprochen, der die Position des Erwachsenen als überlegen und die des Kindes als minderwertig darstellt. Aussagen wie „Das ist nichts für dich“ oder „Weil ich es sage“ spiegeln wider, wie Kindern Handlungsspielräume entzogen werden. Diese Kommunikation verstärkt ein Gefühl der Ohnmacht bei Kindern und hemmt deren Entwicklung zu selbstbewussten, eigenständigen Persönlichkeiten.
Ein weiteres Beispiel für Adultismus ist die Durchsetzung von Regeln ohne Erklärung. Setzen Erwachsene Regeln durch, um einen reibungslosen Ablauf zu gewährleisten, ohne die Kinder in den Prozess und die Hintergründe miteinzubeziehen, vermittelt dies den Eindruck, dass die Meinung der Kleinen nicht zählt, was ihr Gefühl der Partizipation und Selbstwirksamkeit einschränkt.
Herausforderungen und Lösungsansätze
Um Adultismus im Kindergarten zu begegnen, ist es wichtig, den Kindern mehr Mitspracherecht zu geben. Das bedeutet, ihre Ansichten ernst zu nehmen und sie aktiv in Entscheidungen einzubeziehen, die sie betreffen. Eine einfache, aber effektive Massnahme ist es, Kindern Fragen zu stellen und ihre Ideen und Lösungen für alltägliche Probleme zu berücksichtigen. Dies fördert nicht nur ihr Selbstbewusstsein, sondern auch ihre Bereitschaft zur Kooperation.
Beispiele aus der Praxis zur Reduzierung von Adultismus
In vielen Kindergärten gibt es bereits erfolgreiche Ansätze, um Adultismus zu reduzieren. Ein Beispiel ist das „Kinderparlament“, in dem Kinder gemeinsam über bestimmte Aspekte des Kita-Alltags entscheiden dürfen. Hierbei können sie eigene Vorschläge machen und in demokratischen Abstimmungen ihre Meinung vertreten. Diese Art der Partizipation hilft, ein Gefühl der Gleichwertigkeit zu schaffen und fördert die Entwicklung von Sozialkompetenzen und Verantwortungsbewusstsein.
Eine weitere Methode ist der dialogische Austausch. Indem Erzieherinnen und Erzieher Gespräche auf Augenhöhe mit den Kindern führen und deren Meinungen als wertvoll erachten, wird eine positive Lernumgebung geschaffen. Auch das bewusste Vermeiden von abwertender Sprache, wie z. B. „Du bist noch zu klein, um das zu verstehen“, unterstützt die Wertschätzung und den Respekt gegenüber den Kindern.
Weitere Tipps:
- Auf die Wortwahl im Umgang mit Kindern achten: Wie unterscheiden sie sich von denen, die man in derselben Situation mit Erwachsenen verwenden würde? Werden Lösungen besprochen oder Befehle erteilt? Wird auf Augenhöhe und bedürfnisorientiert kommuniziert?
- Kritik am Verhalten des Kindes: Hier hilft oft ein kurzes Innehalten. Ist dies eine einmalige Situation oder wiederholt sie sich? Oft werden Kinder bei Dingen korrigiert, die unter Umständen gar nicht wieder auftauchen.
- Anpassung der Denkweise gegenüber Kindern: Eine wertschätzende Atmosphäre ist wichtig, um das Wachstum und die Leistungen, die Kinder jeden Tag meistern, zu ermöglichen.
Adultismus im Kindergarten ist ein Thema, das heute immer weniger in der pädagogischen Praxis verwurzelt ist. Die bewusste Förderung von Partizipation ist entscheidend, um eine Atmosphäre der Gleichberechtigung zu schaffen. Durch die Einbeziehung von Kindern als gleichwertige Partner im Bildungsprozess können pädagogische Fachkräfte dazu beitragen, die Potenziale jedes Kindes zu entfalten und eine respektvolle, förderliche Umgebung zu gestalten.
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